Die Skatschule

Ein Leitfaden für Profis und ambitionierte Hobbyspieler

 

ÜBER SKAT

Ein guter Skatspieler bringt viele Voraussetzungen mit, das Leben zu meistern. Bei manchen allerdings versperrt ein Hindernis die aktive Teilhabe am Leben: das Skatspiel.

„Hier ist Hamburg!“ „So hoch steht der Schnee!“ Aha, denkt der unbedarfte Zuhörer, da unterhalten sich Leute über den Verkehrsfunk. Dabei sind es nur ganz normale Skatspieler, die sich einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen widmen: dem Sprücheklopfen. Noch einer gefällig? „Hinten werden die Enten fett!“. Nun ja – möchte man kontern – und der Fisch schwimmt im Wasser, wenn er nicht ertrunken ist. Es klingt schon manchmal reichlich bescheuert, Skatspieler reden zu hören, wer aber daraus schlussfolgert, das Spiel sei genauso gaga, täuscht sich gewaltig.

Skat ist ein hochkomplexer Denksport mit allen Zutaten, die das Leben so spannend machen: Pläne machen, Pläne über den Haufen werfen, täuschen, getäuscht werden, rechnen, sich gründlich verrechnet haben. Es ist ein mathematisches Spiel, das nur allzu oft der Mathematik Hörner aufsetzt. Der Logikkiller sind zwei Karten, die im Spiel sind – und doch fehlen – weil sie sich im Skat befinden. Eine einfache Idee mit enormer Wirkung.

Und noch eine Besonderheit macht den Reiz des Spiels aus: Der ungleiche Kampf eins gegen zwei. Der Vorteil liegt dabei – den Spielunkundigen wird es vielleicht überraschen – beim Alleinspieler. Obwohl er mit seinen 12 Karten gegen 20 seiner Konkurrenten antreten muss, sollte er in den meisten Fällen gewinnen. Der Grund ist einfach: er reizt nur mit relativ guten Karten, er bestimmt das Spiel und er kennt die Karten seiner Gegner (auch wenn er nicht genau weiß, wer welche hat).

Die Gegenspieler haben es ungleich schwerer. Sie werden in der Regel gezwungen, das für ihre Blätter ungünstigste Spiel zu spielen und sie müssen sich, um sich optimal ergänzen zu können, ihre Karten „erzählen“ ohne darüber sprechen zu dürfen. Wer einmal Skat „en deux“ (zu zweit) gespielt hat, weiß, um wie viel schwerer es der Alleinspieler hat, wenn dieser Nachteil der Gegenspieler wegfällt.

Viele meinen, Skat sei niemals auslernbar, obwohl es unendlich viele Spiele mit ähnlichen Kartenverteilungen und wiederkehrenden Spielabläufen gibt. Aber kreative Geister ersinnen immer wieder neue Spielzüge, die selbst langjährige Kenner vor unerwartete und manchmal unlösbare Probleme stellen. Zumindest bis das Spiel gespielt ist. Danach wissen alle wie’s gegangen wäre. Und sogar den einen oder anderen Spitzenspieler erwischt man beim neunmalklugen Hinterher-Analysieren. Dabei müssten gerade sie wissen, dass man sich oft zwischen zwei oder gar mehr möglichen Lösungsansätzen entscheiden muss.

Das heißt natürlich nicht, dass man sich die Mühe sparen kann, richtig nachzudenken. Skat ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten, in das mit dem Fortgang des Spiels immer mehr Informationen einfließen, die die potenzielle Kartenverteilung eingrenzen. Wer diese Informationen nicht wahrnimmt oder falsch deutet, macht Fehler. Skat ist weit davon entfernt, ein Glücksspiel zu sein. Viele Buben und Asse können kurzfristig manche Schwäche überdecken, auf Dauer aber wird sich beim Skat der bessere Spieler durchsetzen. Eine gute Analyse der erhaltenen Informationen erhöht die Quote der richtig ausgespielten Karten und damit auch den Erfolg beim Spiel.

Wer aber meint, ein guter Skatspieler brauche nur die Fähigkeit, die Karten in der richtigen Reihenfolge auf den Tisch zu legen, irrt abermals. Die wichtigste Entscheidung beim Skat ist schon gefallen, bevor die erste Karte auf dem Tisch liegt. Zunächst muss jeder Spieler die Qualität seines Blattes einschätzen und daraus ableiten, ob und wenn wie hoch er es zu reizen gedenkt. Das ist häufig schwer genug, zumal die Stärke eines Blattes keinesfalls immer gleich zu beurteilen ist.

Und noch etwas gilt es zu beachten. Skat ist nicht zuletzt ein strategisches Spiel mit sehr vielen taktischen Möglichkeiten. So ist es ausgesprochen wichtig, sein Reizverhalten bewusst an die jeweilige Spielsituation anzupassen. Es ist beispielsweise ein enormer Unterschied, ob ihr ein kurzes 2-Serien-Turnier mit tausend Teilnehmern gewinnen wollt, oder ob ihr mit zwei oder drei Bekannten Geldskat spielt. Auch Mannschafts- und Einzelwettbewerbe sind zwei verschiedene Welten. Und nicht zuletzt erfordern sogar unterschiedliche Turnierformen einen taktisch gut ausgebildeten und äußerst flexiblen Spieler.

So, nun reicht es aber, meint ihr? Leider müssen wir euch enttäuschen. Der Weg zum erfolgreichen Skatspieler ist dornig. Auf einen Aspekt des Skatsports müssen wir noch hinweisen: den Faktor Psychologie. Skat ist Wettbewerb. Und wie bei jedem Wettbewerb, der mit dem Kopf entschieden wird, braucht es Menschenkenntnis, Durchsetzungsvermögen, Selbstvertrauen, ein gutes Gedächtnis, Flexibilität, Nervenstärke, aber auch Demut und nicht selten eine ausgeprägte Leidensfähigkeit, um in ihm zu bestehen. Mithin, es braucht gestandene Persönlichkeiten. Und die müssen auch gönnen können. Nicht jeder Tag ist ein Gewinnertag. Mit Anstand zu verlieren ist vielleicht die wichtigste Lektion, die der Skatspieler lernen sollte.

Soweit erst mal unsere allgemeinen Gedanken zum Skat. Es sollte deutlich geworden sein, dass eine Skatschule, die diesem Spiel gerecht werden will, mehr zu leisten hat als zu klären, ob die Enten hinten fett werden. Doch wenigstens mit diesem Vorurteil wollen wir vorab aufräumen! Ein Ass zählt beim Skat elf Punkte, im ersten Stich, im fünften, und – welch Überraschung – auch im letzten Stich.