Spiel der Woche - KW 02

Dumm gelaufen

Dieses Mal möchten wir ein Gegenspiel ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Die Ausgangssituation ist, dass der AS in HH vor dem letzten Spiel unbedingt noch ein Gewinnspiel brauchte, um eine Chance auf einen Platz im Geld zu haben. Das erklärt, warum er das hohe Risiko einging, mit seiner Karte 40 zu reizen, bei denen VH passte. Die Findung brachte nicht die gewünschte Verstärkung des Blattes. Er musste also auf Fortuna’s Hilfe hoffen, die diese ihm auch reichlich gewährte.

Unglücklicher hätte ein Gegenspiel kaum laufen können. Denn, um es vorwegzunehmen, keiner der beiden Partner hat eigentlich etwas falsch gemacht. Im ersten Stich zieht VH den Kr Buben. Sein Partner in MH hat ein Klassikerblatt, nämlich ein Ass zu viert, um mit dem Motiv der Gegenfarbe dieses Ass anzuzeigen. Für alle, die dieses Motiv noch nicht kennen, es ist in der Skatschule im Abschnitt 1.3.3 des Kapitels „Spielkonzepte – Alleinspiel versus Gegenspiel“ recht ausführlich beschrieben. Er legt also die Herz Dame.

Auf den folgenden Pik Buben setzt er die blanke Pik Dame ab. Nun sieht er von seinem Partner das Pik Ass. Da er Pik frei ist, gibt er die einzigen Augen, die er in einer Farbe außer Karo noch führt, nämlich den Kreuz König. Doch das Spielchen läuft noch weiter, der Partner spielt Pik 10. Jetzt hat er die Wahl, entweder eine Lusche zu legen oder sich die Karo Farbe kürzer zu stellen. Er entscheidet sich konsequent dafür, die Kr 8 zu „schmieren“. Bis dahin ist noch nichts verloren.

Auf den anschließenden Pik König jedoch hat er – wie wir wissen – die letzte Chance, das Spiel zu gewinnen, indem er seine Augen in Karo buttert. Er entscheidet sich jedoch dagegen und das mit gutem Grund. Die Gegenpartei hat zu diesem Zeitpunkt, den Pik König mitgerechnet, 43 Augen liegen. Er kann das Spiel also mit Karo Ass nicht zumachen. Sein Partner hatte 36 gereizt, also Kreuz. Er kann dementsprechend auch nur sehr schwer darauf kommen, dass dieser noch einen vierten Pik führt, zumal der AS die ersten beiden Pik bedient hat.

Das gilt erst recht, da VH bei 36 nicht weiter gegangen ist. Als Ausspieler ist bei seinem Blatt eine Kr Hand oder gar Grandreizung allemal gerechtfertigt. Dies macht er vermutlich vor allem deshalb nicht, da er keine Chance auf einen Preis mehr hatte. Doch zurück zu dem Problem seines Partners. Den einzigen kleinen Vorwurf, den man ihm machen kann, ist, er kann jetzt den zu diesem Zeitpunkt bei dieser Augenzahl nicht mehr benötigten Ka König legen.

Mit diesem hätte die Gegenpartei nun 47 Augen und bräuchte, wenn alles normal läuft, nur noch einen Stich zum Gewinnen (theoretisch kann der AS zwar noch die beiden verbliebenen Luschen führen, aber das ist für meinen Geschmack dann doch zu spitzfindig gedacht). Aber mal ehrlich, wer will ihm ernsthaft einen Strick daraus drehen, diesen potenziellen Gewinnzug übersehen zu haben.

Als MH die folgende Pik Lusche sah, ist ihm vielleicht schon der Gedanke gekommen, dass sein Partner unter Umständen kein Karo führt. Doch nun war alles zu spät. Selbst mit Wimmeln des Ka Asses war kein Sieg mehr drin. Bleibt als Fazit: Mit einem skatspielerischen Holzkopf hätte VH das Spiel leicht gewonnen, denn dieser hätte bereits auf die Buben gnadenlos Ka Ass und König gegeben. Mit einem guten Spieler als Partner dagegen hätte er Klasse zeigen müssen, um noch den Sieg zu erringen.

Denn diese Chance bestand, nachdem sein Partner die He Lusche auf Pik König legte, nach wie vor. VH kann bei 43 Augen erkennen, dass seine Pik 7 keinen Sieg mehr bringen kann. Dass der AS nun einen Vollen abwerfen muss und sein Partner noch einen hat, ist schlicht absurd. Also muss er hoffen, dass der AS noch einen Stich in Kreuz oder Karo abgibt und diesen in Herz einschieben. Dann wären aus den 43 Augen noch 67 geworden.