Spiel der Woche - KW 04

Beim Grand da spielt man Asse...

Heute möchten wir einen der altbekannten Skatsprüche mal ein wenig unter die Lupe nehmen. Denn wie so viele hat auch der Satz, dass im Gegenspiel beim Grand Asse auf den Tisch gehören nur Gültigkeit, wenn man ihn mit folgendem Nachsatz ergänzt. Beim Grand da spielt man Asse … wenn es die Situation, also das eigene Blatt plus die Informationen, die man aus der Reizung hat, angemessen erscheinen lässt.

MH spielt in diesem Fall, nachdem er sich erfreut den Kr Buben im Stock angesehen hat, einen Grand bei 18. VH sitzt nun mit einer gar nicht so schlechten Gegenkarte da: einem A zu dritt, einem zu zweit, einem K zu dritt, einer blanken Lusche und dem Pik B. Eine Reizung von seinem Partner hat er jedoch nicht gehört, er weiß also, dass der Grand nicht durch eine Reizung erzwungen ist. Welche Karten gibt er nun dem AS?

Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten, deshalb wird er sich vermutlich auch nicht auf ein oder zwei Varianten versteifen und nur vage Spekulationen anstellen. Die zwei wichtigsten sind: Er sollte aufgrund seiner zwei Asse eher vermuten, dass der AS drei und nicht zwei Buben hat. Nur einen oder gar keinen kann er weitgehend ausschließen. Weiterhin deutet sein Blatt an, dass bei dem Grand des AS eventuell die eine oder andere 10 eine Rolle spielen könnte.

Ein Ausspiel eines Asses ist mit diesem Blatt nach meiner Überzeugung eine Todsünde!!! Da VH ein sehr starker Spieler ist, vermute ich, dass er ähnlich dachte. Er öffnete stattdessen die D vom K zu dritt. Ein optimales Ausspiel. Normalerweise sage ich ja immer, spielt bei dieser Kartenkonstellation die Lusche aus und nicht das Bild. Aber bei zwei Bildern bei einem Grand gilt das nicht. Die Frage beim Grand ist, wo will man die Bilder unterbringen. Auf diverse Trumpfstiche wie bei einem Farbspiel wird das nicht gehen.

Hier hat die D unter Umständen einen weiteren positiven Aspekt gehabt. Der AS, der die 7 und die 10 führt, steigt mit der 10. Als ebenfalls sehr guter Spieler vermutet er bei einem Bild eher ein Ausspiel unter Ass als bei einer Lusche. Ob er bei der 9 auch gestiegen wäre? Schwer zu sagen. Unstrittig ist, dass der HH-Spieler nach der Skattheorie ohnehin das Ass nehmen muss. Alles andere ist mindestens mal sehr fragwürdig. Das Steigen mit der 10 hat dem AS also nicht zum Vorteil gereicht. Die Farbe spielt HH auch brav zurück, alles schick.

Nun hätten sicher die meisten Spieler den siebten Karo gespielt. Das wäre, so wie die Karte steht, auch die beste Variante gewesen. Auf den Abstich des AS hätte HH die Herz 9 entsorgt. Hätte der AS jetzt nicht vor dem Bubenabzug die Herz 10 gespielt, hätte er sich in große Gefahr gebracht, weil auf den Buben die nun blanke Herz Dame weggeflogen wäre. Zum Sieg hätte das zwar nicht gereicht, da HH das Kr A nicht führt, aber das kann der AS nicht wissen. Er hätte deshalb sicher nach dem Abstich sofort die 10 auf den Tisch fallen lassen.

Aber VH kennt ja die Kartenverteilung nicht und spielt statt dem siebten Karo eine unglaublich raffinierte Karte aus, die blanke Pik 8. Er erkennt messerscharf nach dem Verlauf der Karo-Stiche, dass Pik vermutlich die starke Farbe des AS ist und stellt nun eine böse Falle. Hat der AS eine kleine Schwäche in Pik, könnte er leicht zu einem Fehler verleitet werden, der ihn unter Umständen das Spiel kosten kann.

Und selbst, wenn er keinen Fehler macht, also z.B. A, 10 zu dritt mit einer anderen Karte als dem König führt, wird er gezwungen, ein Volles rauszunehmen und kann in der Farbe nicht mehr durch das Vorspiel der kleinen Karte einen Stich mit Ladung verhindern. War nun alles nicht so, der AS konnte keinen Fehler machen und das Spiel war für die Gegenpartei sowieso nicht zu gewinnen. Der Spielvortrag war dennoch optimal. VH hat alles versucht und jeden Zug mit Bedacht gespielt. Und das ist allemal besser, als bei einer Grand-Ansage quasi automatisch ein Ass auf den Tisch zu legen.