Spiel der Woche - KW 06

Der wehrlose Riese

Eine tragische Niederlage musste HH mit dieser sehr schönen Ausgangskarte hinnehmen. Hätte er in den Stock gucken können, hätte er einen Grand Schneider gefunden. Aber gegen eine Nullouvert Hand Reizung von MH musste er den Grand aus der Hand spielen. Vermutlich dachte er, auch egal, der ist ja immer noch ziemlich stark, aber es zeigte sich einmal mehr, dass 59er Reizungen oft eine fatale Kartenverteilung bedeuten...

Allerdings muss ein solches Spiel auch erst mal umgebogen werden. Versetzen wir uns doch mal in die Situation des Ausspielers. Was hat er für Informationen aus der Reizung und seinen eigenen Karten? Zunächst mal kann er mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass MH tatsächlich den Nullouvert meint. Eine Kreuz ohne vier Reizung wäre zwar nach seinem Blatt auch theoretisch denkbar, aber warum sollte dann HH Grand Hand spielen? Hat dieser tatsächlich vier Buben und spielt den Grand freiwillig aus der Hand, dürfte wohl kaum ein Sieg für die Gegenpartei drin sein.

Er kann also mit Recht guter Hoffnung sein, dass sein Partner einen schwarzen Buben führt. Weiterhin kann er ausschließen, dass sein Partner Karo führt, da er selbst alle drei Luschen dieser Farbe hat. Und in Herz kann MH, wenn sein Nullouvert Hand sicher ist, höchstens die 7 haben. Es gibt nun für ihn zwei vernünftige Ausspielmotive.

Entweder er eröffnet eine Karo Lusche, die MH stechen soll. Damit würde MH 5 Augen sichern und, wen kein Karo im Stock liegt, macht VH mit der 10 noch einen dicken Stich. Ihr könnt es gerne nachspielen, auch auf diese Art wäre der Grand verloren worden. MH müsste nach dem Abstich Pik bringen, um den AS einzuschieben. Tritt dieser dann mit der Herz 7 an, erkennt VH sofort, dass MH Herz frei sein muss und schneidet. Auf die beiden Herz-Stiche wimmelt MH die beiden Kr Vollen (die Gegenpartei hat nun 51 Augen liegen) und auf die folgende Herz Dame ein Bild. Da der AS den Ka K abgeben muss, kann er nicht gewinnen.

Spielt er statt Herz zweimal Karo (erst das A, dann den K), muss VH zunächst noch den siebten Karo zwischenziehen, um das Spiel umzubiegen. Er erkennt jetzt zwar nicht zu 100 % die Kartenverteilung, aber als guter Spieler wird er sie schon förmlich riechen (vorallem deshalb, weil er fast gar keine andere Wahl hat, als diesen Lösungsweg zu suchen).

Aber VH wählt den anderen Weg, das Spiel umzubiegen, er spielt gleich Herz A. Der Vorteil dieses Weges ist, wenn der AS tatsächlich die 10 blank hat und MH die 7 führt, hat er die 21 Augen erst mal sicher und kann anschließend immer noch die Karo Lusche bringen. Wir wissen aber, dass MH gar keine rote Karte führte. Und so nahm das Drama seinen Lauf. Auf den ersten Stich wanderte das Kr A rein, den zweiten stach MH mit dem Pik B und dann wurde der AS in brav in Pik eingeschoben. Klappe zu, Affe tot.