Spiel der Woche - KW 07

Von Steuermännern und charmanten Damen

Das heutige Spiel der Woche zeigt, dass altehrwürdige Gentleman-Manieren Männern (und Frauen!) nicht nur gut zu Gesicht stehen. Die Damen zu ehren ist auch beim Skatspiel sehr hilfreich. Darüber hinaus ist dieses Spiel ein wunderbarer Beleg für die ungeheure Macht des Steuermannes, wenn man ihn richtig einzusetzen versteht.

Wer schon ein wenig in unserer Skatschule geschmökert hat, weiß, dass wir den Kreuz Buben als Steuermann bezeichnen, da er den unschätzbaren Vorteil hat, seinem „Besitzer“ die Spielkontrolle zu bescheren. Der Alleinspieler in unserem Spiel weiß diesen Vorteil meisterhaft zu nutzen. Und er versteht sich auf den Umgang mit Damen, was ihm im Leben sicher mehr, in diesem Fall aber immerhin einen hübschen kleinen Spielgewinn beschert.

Allerdings, so begeistert ich von seinem Spielvortrag bin, so wenig überzeugt mich sein Drücken. Für meinen Geschmack ist dieses Spiel prädestiniert für das Halten einer blanken 10 und das Drücken der Kreuz „Belle“ (Belle ist französisch und meint die D und den K einer Farbe). Da der Alleinspieler nicht Ausspieler ist, kommt er in diesem Spiel mit den Trümpfen zu kurz, wenn er nicht in seine lange Pik-Farbe eingespielt wird. Das heißt, seine Pik 10 geht zwangsläufig verloren und ist zumeist nicht mal geeignet, die Gegenpartei trumpfschwach zu machen.

Will er also nicht darauf angewiesen sein, dass Pik geöffnet wird, ist die blanke Karo 10 als Hilfs-Ass eine durchaus sinnvolle zusätzliche Gewinnoption, zumal VH 18 gehalten hat und bei 20 passen ging. Das muss zwar nicht, kann aber durchaus bedeuten, dass er ein Karo-Spiel gereizt hat. Und wenn er eine lange Karo-Farbe mit Ass führt, ist das Ausspiel eines kleinen Karos keinesfalls unwahrscheinlich. So kam es ja auch. Hätte der AS die Karo 10 hochgehalten, wäre das Spiel nach dem ersten Stich kaum noch zu verlieren gewesen (bei dieser Kartenverteilung gar nicht mehr).

Eine ebenfalls sehr respektable Drückvariante wäre das Bunkern beider Fehl-10en gewesen. Bei dieser Variante ist das Spiel darauf angelegt, Jagd auf die roten Asse zu machen. Gelingt es, beide zu schnappen, was nicht wahrscheinlich ist, ist das Spiel fast immer gewonnen. Kann sich der AS immerhin eines sichern, käme es darauf an, ob er genug Bilder für einen Spielgewinn zusammenklauben kann. Bei der Kartenverteilung hätte auch dieser Plan mit richtigem Spielvortrag geklappt. 1. Stich: Karo Lusche, Trumpf 10, Karo Lusche. Fortsetzung über Pik A und Pik D oder Pik A und Kr D. Trumpf sollte unbedingt gemieden werden.

Aber der AS hat sich offenbar gesagt, warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht und die m.E. schwächste Drückoption gewählt. Uns hat er dadurch die Möglichkeit gegeben, an einem schönen Beispiel zu zeigen, dass es beim Skat auf jede Dame ankommt und wie wichtig im Endspiel der Steuermann ist. Zum Spielverlauf: der Abwurf der blanken Kr D im ersten Stich ist Standard. Aber nun kam für ihn ein sehr unangenehmer Spielzug der Gegenpartei. Mit Karo Lusche und D droht im nächsten Stich auf einen weiteren Karo der Abwurf eines Pik (möglicherweise sogar eines blanken Pik).

Er musste also stechen und Pik A ziehen. Dabei hatte er das Glück, von HH den blanken K zu bekommen. Das ermöglichte ihm das Ausspiel einer ersten hervorragenden Karte: der Pik D. Zum einen ist diese ein Bluff, HH könnte aufgrund der fehlenden 10 geneigt sein, auf diese D zu wimmeln. Da er aber nichts zum Wimmeln hatte, konnte diese Idee nicht funktionieren.

Das war aber nur Teil eins des Plans. Der zweite wichtige Teil war, sich die drei Augen von der D zu sichern. Der AS hatte zu diesem Zeitpunkt seine Pik 10 längst abgeschrieben und richtig erkannt, dass ihr Ausspiel mit dem Ziel, die Kontrahenten zum Stechen zu zwingen, sie nicht wirklich in Trumpf schwächen würde. Er hatte schon einen anderen Gewinnplan. Da in den Fehlfarben noch drei Volle im Spiel waren, war er sich sicher, eines davon mit dem Steuermann abgreifen zu können. Er musste also mit seinen restlichen Karten genug Augen zusammenschustern, damit das zum Spielgewinn reicht.

Zu den 14 gedrückten Augen hatte er 13 durch den Karo-Abstich gemacht. Mit den 15 Punkten im ersten Pik-Stich waren es schon 42, die Pik D erhöhte seinen Punktestand auf 45. Jetzt zog er einen kleinen Trumpf. Danach saß er erwartungsgemäß wieder in MH. Und nun folgte der nächste sehr starke Zug von ihm. Auf die verbliebene Karo Lusche hätten viele die Pik Lusche abgetragen, er aber stach mit der Trumpf D.

Sein Motiv dafür war, dass er mit den drei Augen auf 48 stellen würde und bei dieser Punktzahl mit dem verbliebenen Kr B fast sicher gewinnt. Hätte er abgeworfen, hätte HH ein Kr Volles laden können (er kann ja nicht wissen dass VH beide führt). Und wenn dann Ka Ass gekommen wäre, hätte er nicht mehr gewinnen können. Entweder er sticht mit Kr B und gibt den Rest ab, oder es kommt der Überstich und Trumpfausspiel. Nimmt er diesen Trumpfstich mit dem Steuermann raus, muss er die Pik 10 anbieten und diese wird mit dem fehlenden Kr Vollen gestochen, duckt er weg, wird Kreuz ausgespielt und er muss stechen. Bleibt als Fazit: selbst beim Skat sollte Mann (wie Frau) nie vergessen, den Damen die ihnen gebührende Wertschätzung entgegenzubringen.