Spiel der Woche - KW 12

Gerade noch mal gutgegangen

Das heutige Spiel ist eine absolute Seltenheit beim Skat, denn es widerlegt eine der wichtigsten Botschaften, die man sich beim Reizvorgang unbedingt merken sollte: Es gibt im Normalfall keine drei Spiele beim Skat. Reizen drei Spieler, kann in den meisten Fällen gar keiner gewinnen, manchmal einer – und in diesem Ausnahmespiel hätten alle drei Spieler ihr Spiel gewonnen. MH reizte 24 und hätte mit dem Skat einen starken Kreuz gehabt, VH hätte seinen Nullouvert gewonnen und HH gewinnt mit der Wunderfinde den Grand.

Es sei jedoch nicht verhohlen, dass ich die Reizung von HH gegen zwei Reizungen für fast schon mehr als riskant halte. Aber egal, er hat den Grand gereizt und sein Übermut ist belohnt worden (auch das kommt beim Skat vor – nicht so oft, aber dann und wann). Zum Drücken seien noch ein paar Anmerkungen gemacht: vielleicht würde es der eine oder andere vorziehen, 14 Augen in Karo zu drücken. Davon würde ich dringend abraten. Das Spiel ist zu stark, um es so schwach zu drücken.

Dazu kommt, es ist mit den gedrückten 14 Augen praktisch unspielbar geworden. Wenn jemand eine Idee hat, wie er nach dem zu erwartenden Einschub in Kr A weiterspielt, teile er mir diese bitte mit. Ich habe keine, die einen halbwegs sicheren Gewinnplan enthält. Dagegen ist die Weiterführung des Spiels beim Drücken der beiden 9er einfach und logisch. Nun gehört die Karo 9 auf den Tisch, so wie MH auch spielt.

Vorher den Kr B zu spielen, ist keine wirklich gute Idee, da bei diesen Reizungen nicht zu erwarten ist, dass die Buben kommen und der Abwurf der blanken Karo 8 droht. Das hat zwar zufällig in diesem Spiel keine Auswirkungen, da VH nicht mehr Augen führt als er auch so nach Hause bekommen hat, kann aber manchmal spielentscheidend sein.

Nach der Ka 9 spielt MH eine interessante Karte. Nicht die vermutlich von den meisten erwartete Kr 10, sondern den Kr K. Ob diese Karte prinzipiell bei seinem Blatt gut oder weniger gut ist, lasse ich jetzt mal dahingestellt, darüber kann man sicher trefflich streiten. Unstrittig ist aber, dass sie der AS niemals stechen darf. Gibt er MH beide Buben und eine realistische Kreuzreizung, muss er einfach auf die 10 warten, da er sein Spiel sonst leicht verlieren kann.

Vielleicht hat er aufgrund der im ersten Stich ausgespielten D gedacht, VH habe von D, 10 ausgespielt. Aber was sollte das dann für ein Nullouvert sein? Und außerdem, was wäre passiert, wenn dem tatsächlich so wäre? Nun müsste VH den AS in eine andere Farbe einschieben und er gibt nur noch einen Stich ab. Selbst ein Abstich eines blanken Asses könnte ihm egal sein. Sein Spiel hätte er trotzdem gewonnen. So wie er gespielt hat, kann er jetzt von Glück reden, dass VH nicht beide verbleibenden 10en führt. Hätte er statt He D die He 10 in der Hand gehabt, hätte die Gegenpartei genau 60 statt 53 Punkte bekommen.

Darüber sollte jedoch nicht vergessen werden, auf einen starken Spielzug von VH hinzuweisen. Auf die vom AS ausgespielte Ka 10 lädt er sofort durch. Wie kann er wissen, dass sein Partner kein Karo mehr hat? Die Erklärung ist, weil er sonst geschnitten bzw. geduckt hätte (wenn er zu dem A noch die 7 führt, wobei der AS in dem Fall vermutlich ohnehin ein Bild statt der 9 ausgespielt hätte). Aber durch die glückliche Sitzung für den AS wurde dieses gute Spiel nicht belohnt. Bleibt als Fazit: nicht immer gewinnt beim Skat die Partei, die alles richtig macht. Für den AS ist sein ungenaues Spiel gerade noch mal gutgegangen.