Spiel der Woche - KW 13

Zuschauen und einfach nur genießen

Manchmal würde man sich wünschen, dass es beim Skat ein Unentschieden gäbe. Aber auch bei Spielen, bei denen beide Parteien absolut auf den Punkt spielen, muss es am Ende einen Sieger geben. In diesem Spiel wehrt sich der AS nach Kräften, da aber die Gegenpartei keinen Fehler einbaut, muss er am Ende klein beigeben. Die überlegene Karte hat den Ausschlag gegeben. Als genusssüchtiger Skatspieler aber kann man den Beteiligten nur Danke sagen, bei diesem beidseitigen Meisterwerk den Voyeur spielen zu dürfen.

Nachdem MH bei 18 den Steuermann im Stock fand, wähnte er sich im Besitz eines starken Spiels, aber schon das Aufspiel von Kr 9 dürfte ihm als starkem Spieler ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verursacht haben. Denn mit dem Wissen, dass die Kreuzfarbe 3/1 oder gar 4/0 steht (nur dann gibt es ein Motiv, sie zu öffnen), sieht das Spiel in MH auf einmal gar nicht mehr so gut aus.

Es sei ohnehin angemerkt, dass es sich zwar um ein starkes Spiel handelt, aber keinesfalls eines, dass nur bei extremer Sitzung umfallen kann. Selbst ohne Abstich kann man es bei einer 4/1 Trumpfverteilung leicht verlieren. Schließlich befindet sich die Gegenpartei im Besitz von fünf Vollen, die sie bei schlechtem Spielverlauf für den AS alle sichern können. Und bei Spielern dieser Güteklasse kommt das durchaus vor. Ihr solltet an so einem starken Tisch zumindest nicht mit einem sinnlosen Ausspiel eines Vollen rechnen.

Doch zurück zur Kr 9. Wie gesagt, sie ist äußerst unangenehm für den AS. Er muss nun bereits im ersten Stich eine Entscheidung treffen, von der er weiß, dass es spielentscheidend sein kann, wenn er sie falsch trifft. Sein Problem ist noch dazu, dass er beim Schneiden nicht weiß, ob er besser die 7 oder den K legt. Die 7 hat den Nachteil, dass er unter Umständen in MH bleibt (wenn VH vier Kr führt oder von 9, D, 10 ausgespielt hat), der K ist fatal, wenn VH geblänkelt hat, da bei schlechter Trumpfverteilung das A abhanden kommt und die Gegenpartei trotzdem noch einen weiteren Stich macht. Das wären dann schon 3 Stiche auf diese vermeintlich starke Farbe.

Vielleicht ist das der Grund, warum er sich gegen Schneiden entscheidet und das Ass rausnimmt. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass es vollkommen egal war, was er tut, er hätte das Spiel so oder so verloren. Aber davon kann er natürlich nicht ausgehen. Der folgende Ka B zeigt aber schon, dass er nach diesem Auftaktstich skeptisch geworden war bezüglich der Kartenverteilung. Wäre er am Anfang in sein blankes He A eingeschoben worden, hätte er vermutlich die Trumpf 9 ausgespielt.

Und der Schock folgt auf den Fuß. Mit der gebutterten He 10 von HH sieht er, dass VH alle fünf Trumpf dagegen hat. Er weiß nun, dass dieser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Kr blank aufgespielt hat. Das ist bei fünf Trümpfen einfach Standard. Die He 10 ist aber auch für VH extrem hilfreich, weil er durch sie weitgehend die Kartenverteilung erkennt. Er weiß nun, dass der AS He A führt und er kann davon ausgehen, dass sein Partner Herz lang hat. Seine nächste Ausspielkarte beweist eindeutig, dass er den AS nach der He 10 seines Partners auf das blanke Herz A und drei Kreuz stellt. Er öffnet von Ka die D unter dem nun blanken A!!!

Das ist großartiger Skat. Zum einen erklärt er mit dieser Karte seinem Partner das Spiel. HH kann nach diesem Zug keinen Fehler mehr machen. Und zum zweiten erkennt er, dass er zum Gewinnen unbedingt sein Ka A braucht. Hätte er es ausgespielt, hätte der AS gewonnen. Letzterer aber hat noch nicht aufgegeben. Indem er die Ka D mit Trumpf D sticht, hat er die Gabel bereits aufgebaut. Er spielt nun sein He A ab und dann einen kleinen Trumpf. Seine Hoffnung war natürlich, dass Ka auf den Tisch kommt, dann hätte er eventuell ein Volles stechen können. Kam aber nicht, stattdessen musste er He stechen.

Um die letzten beiden Stiche machen zu können, muss er nun über Kreuz gehen. Da aber VH das Ka A wimmelte, war alles zu spät. Er hätte nur gewinnen können, wenn HH beide Ka Vollen geführt hätte. Statt im 5. Stich Trumpf zu spielen, hätte er auch gleich über Kreuz gehen können. Aber auch bei diesem Zug, der vielleicht einen Tick stärker ist, wäre er auf einen Fehler von VH angewiesen gewesen. Im 5. Stich macht das sofortige Ausspiel des Kr K auch Sinn, da dieser Spielzug darauf angelegt ist, dass VH bloß nicht seine Trumpf 10 versticht.

Mit dem Kr K zwingt er HH, beide Kr Stiche zu machen und verführt VH gewissermaßen, auf den zweiten nun die He Lusche zu legen, statt den Stich seines Partners zu übernehmen. Hätte er das gemacht, wäre seine Trumpf 10 weggewesen, da der AS mit Trumpf 9 und 7 immer hätte ducken können, wenn VH mit einem anderen Trumpf vorsticht. Aber um mit diesem Trick durchzukommen, hätte es vermutlich eines deutlich schwächeren Spielers bedurft. Denn als gutem Spieler war VH sicher bewusst, dass seine Tr 10 gefährdet war.