Spiel der Woche - KW 24

Am Ende haben die Richtigen gewonnen

Beim Skat gibt es logischerweise bei jedem Spiel eine Partei, die eigentlich gewinnen müsste, wenn bei offenen Karten jeder Spielzug optimal ausgeführt würde. Allerdings ist es bei verdeckten Karten sehr selten, dass beide Parteien genau diese bestmögliche Kartenreihenfolge finden. Woher sollten sie auch wissen, wie die Karten verteilt sind? Bis die Spieler eine Ahnung davon bekommen, wie ein Spiel steht, vergehen selbst bei richtigen Könnern meist mehrere Stiche.

Im heutigen Spiel war das nicht anders. Die Kartenverteilung ist eindeutig so, dass die Gegenpartei gewinnen sollte. Am Ende hat sie auch das benötigte „Unentschieden“ erreicht, aber sie hat dem AS durchaus die Chance gegeben, sein Spiel zu gewinnen. Allein, er wollte sie vom Anfang bis zum Ende nicht nutzen.

Die erste Chance hatte er schon bei der Spielansage. Nachdem MH erst bei 48 gepasst hat und HH das große Glück hatte, den Kr B zu finden, war aus seinem extrem schlechten Grand auf einmal ein theoretischer, soll heißen unverlierbarer Pik mit 5en geworden. Aber HH meinte, den recht fetten Spatz in der Hand verschmähen zu wollen und taufte den Grand. Die Taube auf dem Dach hat ihn zum Dank dafür gezielt zugeschissen...

Zum Spielverlauf: VH konnte sich mit seinem Bilderbuch nur dann ernsthafte Hoffnungen auf einen Sieg machen, wenn sein Partner keinen Nullouvert meinte. Deshalb machte er in seiner Hilflosigkeit auf die erhoffte Kreuz-Reizung den blanken Kr K auf, den MH mit der 10 übernahm. Nachdem der AS stach, sah sich VH in seiner Annahme einer Kr-Reizung bestätigt. Der AS öffnete nun unter seinem Pik A. Dass VH jetzt mit der D schnippelte, ist für einen guten Spieler Pflicht. Sein Partner musste aber noch die Pik 7 mit bedienen, so dass der Stich nur drei Augen brachte.

Jetzt öffnet VH Karo, trifft das Ass seines Partnern, der auch gleich die 10 hinterher spielt. Der AS bedient beide Karo, die Gegenpartei hat also nach dem 4. Stich 31 Augen liegen. MH hätte nun mal in sich gehen und sich fragen sollen, was er denn mittlerweile über die Kartenverteilung wissen kann. Denn bei genauem Nachdenken kann er die Karten des AS eigentlich exakt benennen.

Kreuz hat er nicht, Karo kann er nicht mehr haben, in Pik ist der Schnitt seines Partners offensichtlich. Dieser Schnitt muss auch mit der 10 und nicht mit dem Ass gewesen sein, was hätte der AS sonst für einen utopisch schlechten Grand? Zumal er mit der gleichen Begründung auch die vier Buben führen muss, somit also bei einer 48er Reizung problemlos noch Pik hätte spielen können.

Er kann also davon ausgehen, dass der AS die verbleibenden drei B und Pik A, K führt. Bleibt noch eine Karte übrig. Und das muss dementsprechend eine He Lusche sein. Er kann sich eigentlich sogar fast sicher sein, dass der AS die He 10 gedrückt hat. Die Begründung ist wieder die Gleiche: der Grand wäre ohne diese 10 im Keller einfach zu schlecht, selbst sehr optimistische Spieler hätten bei einer so hohen Reizung ohne die He 10 den Pik mit 5en sicher bevorzugt.

Hätte MH diese Überlegungen angestellt, hätte er die Entscheidung des Spiels schon mit dem Ausspiel von He A herbeigeführt. Nach He A, He 7, He K hätte die Gegenpartei 46 Augen gehabt und der AS hätte mit jeder nachfolgenden Karte verloren. MH aber spielt den siebten Karo, auf den der AS natürlich gerne abwirft. Die Gegenpartei hat nun 35, der AS gibt nur noch einen Stich ab – und kann dennoch immer noch nicht gewinnen!!!

Wenn MH wenigstens jetzt angefangen hätte, richtig nachzudenken. Denn er sollte ja wissen, dass der Kontrahent nur noch den Pik K abzugeben hat. Dadurch, dass VH im Stich zuvor den He K geschmiert hat, weiß er aber auch, dass sein Partner diese 10 nicht haben kann. Mit dem He A gibt er dem AS also die Chance, seinen Pik K abzuwerfen. VH muss Herz bedienen und mit den dadurch maximal möglichen 18 Punkten ist kein Sieg drin.

Beim Ausspiel von Kr A hingegen konnte MH durchaus die Hoffnung haben, dass sein Partner keinen Kr mehr bedienen muss. Schließlich fehlt ihm nur noch einer und der könnte vom AS gedrückt worden sein. War er ja auch. Hätte MH also Kr A ausgespielt, wäre der AS sofort schachmatt gewesen. Aber dieser wollte das großzügige Geschenk, das ihm He A offerierte, offenbar nicht annehmen. So hat am Ende dann doch die richtige Partei gewonnen. Ob der Sieg allerdings verdient war, darüber kann man trefflich streiten. Ich hätte ein Unentschieden angemessener gefunden...