Spiel der Woche - KW 25

Er hatte keine Chance – und die nutzte er

Eigentlich ist die Überschrift nur bedingt richtig, da der Alleinspieler beim heutigen Spiel der Woche zwar vieles richtig machte, aber dennoch verlieren hätte müssen. Dieses Spiel wurde von MH, einem an sich sehr starken Spieler, klar und eindeutig geschenkt. Auch gute Spieler spielen eben nicht immer gut. Jeder hat mal den einen oder anderen Aussetzer oder auch einen schlechten Tag.

Als VH bei Passe Passe in den Stock schaute und He 8 und K fand, dürfte er nicht besonders glücklich gewesen sein. Aber so schlecht war sein Kreuz Spiel ja trotz der mäßigen Findung nicht. Die erste Frage ist aber, wie man es am besten drückt. Er entscheidet sich für 13 Augen. Ich hätte mich eher für Ka 10 und Pik 7 entschieden – und verloren. Es gibt eben nicht immer die „richtige“ Lösung, gerade beim Drücken ist häufig auch ein wenig Fortune erforderlich.

Auch über sein Ausspiel kann man sich streiten. Ich spiele mit diesem Blatt die Trumpf 7 aus. Der Grund dafür ist, dass das Spiel bei einer glatten Trumpfsitzung in der Regel gewonnen wird, bei einer 4/1 Verteilung hingegen ist es kaum zu verkraften, wenn der erste Stich von den Gegenspielern geduckt wird. Im schlimmsten Fall (der hier eingetreten wäre) könnte der trumpfarme Spieler nun drei Mal wimmeln. Bei einem Ausspiel von unten hingegen muss die Gegenpartei rausnehmen und der AS kann später mit den Mittelbuben noch einen Trumpfstich machen.

Aber wunderlicherweise nahm MH den Stich mit, so dass VH nun unter Umständen die Option bekäme, später die gefürchtete Gabel aufzubauen. Warum MH das gemacht hat, ist mir ein Rätsel. Er hat mit zwei Buben und der Trumpf 10 die bestmöglichen Karten in der Hand, um den Pik B zu verweigern. Zur Belohnung gab es für den Einsatz des Steuermanns auch gleich die glorreiche Kr 8. Was man hat, hat man eben.

Das folgende Ausspiel unter Ka A ist bei vier Ka und zwei Blanken wieder nachvollziehbar (wenn auch unglücklich). HH legt den blanken K und der AS wirft ab. An dieser Stelle hätte ich bei meiner Drückung drei Augen geben müssen, die das Spiel von 61 auf 58 gestellt hätte. Ein anderer Spielverlauf wäre aller Voraussicht nach nicht zustande gekommen, der Pik K von HH ist, auch wenn der AS Karo bedient, die logische Folgekarte.

Nun also war der AS wieder am Stich. Und er konnte sich sicher kaum vorstellen, dass MH nun noch alle drei verbleibenden Trumpf habe. Der Grund ist einfach: dann hätte HH eine blanke Lusche in Atout gehabt haben müssen, und wer würde bei so einer Trumpfkonstellation den Pik B rausnehmen …

Also spielt er den He B in der Erwartung, die Trumpf 10 zu schnappen (denn die bekäme er bei einer glatten Trumpfsitzung nun). Wenn er Gefahr vermutet hat, dann sicher von HH, umso überraschter dürfte er über den Stichverlauf gewesen sein. Das bisher für ihn so unkompliziert erscheinende Spiel brennt auf einmal wieder lichterloh. Genau genommen kann er es eigentlich nur noch gewinnen, wenn He 2/2 steht oder die Kontrahenten einen Fehler einbauen.

Mit dem Ausspiel der He 8 versucht er, für den Fall, dass HH drei He hat, diesen in den Fehler zu treiben, die 10 rauszunehmen (bei einer 2/2 Konstellation ist es egal, ob er von oben oder von unten spielt, er gewinnt selbst, wenn MH im folgenden Stich die dann blanke Lusche abwirft und danach das A sticht). Der Plan aber misslingt, HH schneidet ordnungsgemäß mit der D und spielt Pik 9 nach.

Doch was nun folgt, kann man (bei einem sehr guten Spieler) nur als Hinrichtung ersten Ranges bezeichnen. Denn jetzt ist das Blatt des AS für MH nun wirklich „gelesen“. Durch das Schneiden von HH kennt er jede einzelne Karte von VH. Das einzige, was er nicht weiß, ist wieviel Augen der AS gedrückt hat (er könnte auch 20 – Pik 10 und Ka 10 – statt der tatsächlichen 13 gelegt haben). Die Pik 10 braucht jedoch in diesem Spiel kein Mensch. Allerdings nur, wenn man auch auf Asse verzichten kann!!!

Denn nun kommt mal wieder das Konzept des Volle Verweigerns zum Tragen. MH darf das Tr A nicht überstechen, sondern muss eine Karo Lusche entsorgen. Und das dann folgende He A muss er ebenfalls laufen lassen. Danach geht der Rest an die Gegenpartei. Die hatte bis dato 11 mickrige Augen liegen. Aber manchmal werden die Enten eben doch hinten fett. Denn in den letzten drei Stichen bekommt die Gegenpartei vom AS noch 7 Augen, MH bringt selbst 23 mit und HH führt zwingend die He 10 und das Pik A. Das allein macht schon 62. Die Pik 10 ist nur eine vollkommen überflüssige Draufgabe.