Spiel der Woche - KW 32

Kleine Fehler, große Wirkung

Beim heutigen Spiel der Woche kann man schon an der Kartenverteilung sehen, dass der AS Schwierigkeiten haben sollte, sein Spiel zu gewinnen. Tatsächlich aber bekam er 78 Augen!!! Wie konnte das geschehen? Der Grund ist ganz einfach. Durch einen kleinen Fehler gleich im ersten Stich brachte sich MH sofort in Not. Und wer sich in Not begibt, kann dabei leicht zu Schaden kommen. Das ist beim Skat nicht anders als im richtigen Leben.

Nachdem VH auf die 18 von MH gepasst hatte, bekam HH das Spiel bei 24. Er hatte nun eigentlich ein richtig gutes Kreuz-Spiel. Der Kartensitz war jedoch fürchterlich. Nicht nur, dass alle fünf Gegentrümpfe auf einer Hand standen, sein Hauptgegner – nennen wir ihn wie in der Skatschule Goliath – saß auch noch in VH, also hinter ihm. Dazu hatte MH (David) noch drei Volle und die Herz-Farbe stand nicht 2/2. Bis auf die Tatsache, dass kein Abstich drin war, traf ihn alles Schlimme, was man sich nur vorstellen kann. Und das sollte allemal reichen, sein Spiel zu Fall zu bringen.

MH aber machte David keine Ehre, den Beinamen „der Schlaue“ verdiente er sich in diesem Spiel wahrlich nicht. Dabei ist er eigentlich ein richtig guter Spieler, was einmal mehr zeigt, dass niemand beim Skat vor Fehlern gefeit ist. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, eine einzige unüberlegte Karte reicht oft schon aus, ein Spiel vollkommen aus der Spur zu bringen. So wie in diesem Fall.

VH öffnete mit fünf Atout vorschriftsmäßig blank. MH konnte das anhand seiner Karte auch genau erkennen. Ihm fehlte außer der 8 nur die D und das Ass. Hätte VH die D gehabt, hätte er vermutlich eine andere Farbe geöffnet. Ein guter Spieler würde eine solche Farbe nur öffnen, wenn er überhaupt kein vernünftiges Ausspiel hat. Dann aber hätte er die D ausgespielt. Also nimmt MH den K, weil er ja sieht, dass der AS Ass und D haben muss. Das aber war sehr schlecht gespielt, wie sich gleich im zweiten Stich zeigt.

Auf die Trumpfübernahme seines Partners steht MH nun nämlich da. Was soll er buttern? Die Pik 10, um damit dem AS die D hochzustellen? Das ungeklärte Ka A, mit dem er HH unter Umständen die gesamte Karte sauberspielt? Er kann auch nicht den Ka K wimmeln, denn den braucht er wahrscheinlich zur Übernahme. Er entscheidet sich schließlich für die Herz 10 zu dritt und damit das Spiel. Dummerweise aber zugunsten des AS, denn der hatte auf einmal 10 Trumpf in der Hand, wie der Skatspieler eine geschlossene Karte nennt.

Warum aber ist der Pik K im ersten Stich so falsch? Schließlich könnte es ja tatsächlich sein, dass der AS die D in der Hand behalten hat. Die Begründung ist relativ einfach. MH hat keinen Trumpf, er sollte also seinem Partner eine gewisse Stärke in Trumpf geben. Das Blankausspiel ist ein klares Indiz dafür, dass dieser sogar mindestens fünf Trumpf dagegen hat. Bei vier Trumpf spielt ein guter Spieler nur in großer Not blank. Schließlich ist bei einer Blankeröffnung die Gefahr groß, dass er sich als trumpfstarker Spieler selber auf Schuss setzt. Und es kann nun wirklich nicht das Ziel des Gegenspiels sein, den trumpfstarken Partner schwach zu machen.

Bei fünf Trümpfen aber trifft das in der Regel nicht zu. Hier wird der Spieler, selbst wenn er sich auf Schuss setzt, nicht schwach in Trumpf. Hat der AS nicht die drei besten Buben oder eine ähnlich gute Trumpfkarte, ist der Gegner immer noch stark genug. Die Entscheidung über einen Spielgewinn fällt, wenn fünf Trumpf auf einer Hand stehen, in der Regel in den Fehlfarben. Und da macht ein Blankausspiel am wenigsten kaputt, im Gegenteil, vielleicht wird der AS sogar animiert, sich durch einen falschen Schnitt selbst das Grab zu buddeln. Deshalb ist bei fünf stehenden Trümpfen die Blankeröffnung Standard.

Gibt MH seinem Partner in diesem Spiel also fünf Trümpfe, ist die Pik 9 vollkommen ausreichend. Sie baut ja sogar die Falle auf, den AS zu verleiten, die D zu nehmen, wenn er sie nicht – wie in diesem Spiel – gedrückt hat. Und mit diesem Spielzug hätte er sich all seine Probleme beim Laden erspart. Er hätte nun ohne Gefahr die Pik 10 legen können und der AS hätte sein Spiel verloren, egal wie VH weiterspielt (zumindest, wenn MH es schafft, sein Ka Ass nicht dem AS in den Rachen zu werfen).

Prinzipiell ist es aber noch interessant, wie VH weiterspielen sollte. Vielleicht denkt der eine oder andere von euch, jetzt müsse die nächste blanke Karte kommen. Davon würde ich jedoch abraten. Insbesondere, da der Partner die 10 der ersten blanken Farbe geschmiert hat, ist das Ausspiel von der Ka 10 zu dritt stärker. Denn wenn der Partner nicht so verstört ist, das Ka Ass zu legen (so er es führt) wird der AS vor das Problem gestellt, dass er MH auf keinen Fall an den Stich lassen darf. Ansonsten droht ihm nämlich anschließend das Pikausspiel. Und die blanke D auf Pik abzuwerfen, so es der AS zulässt, ist viel besser als sie auszuspielen.