Spiel der Woche - KW 33

Wie konnte das passieren?

Das heutige Spiel der Woche ist ein klassischer Fall von „zu kurz gedacht“. Es zeigt, dass ihr auch bei Gegenspielen, die ihr aufgrund des eigenen Blattes als ungewinnbar für den AS anseht, niemals den Fehler machen solltet, nur mit halber Konzentration zur Sache zu gehen. Auch bei Extremsitzungen wie dieser kann ein kleiner Aussetzer schnell dazu führen, dass ein Patient, den die Ärzte schon lange für tot erklärt haben, plötzlich und unerwartet wieder zu blühendem Leben erwacht.

Das Blatt des AS, der bei 20 (MH hatte aus unerfindlichen Gründen 18 geboten) in HH ans Spiel kam, sieht trotz der mäßigen Finde von Pik 8, 9 eigentlich gar nicht so schlecht aus. Er drückt Ka K und den blanken Herz und sagt – nichts Böses ahnend – Pik an. Hätte er einen Blick in das Blatt von VH werfen dürfen, hätte er sich vermutlich auf der Stelle gestreckt und beim Skatgott (oder bei Euroskat) nachgefragt, was er denn Schlimmes verbrochen habe.

So aber wurde erst mal gespielt. Das Herz-Ausspiel von VH ist bei seinen Karten alternativlos. MH schafft es auch, mit nur einem Trumpf und nur zwei Vollen, auf die 8 NICHT das A zu legen. Das ist nicht selbstverständlich, wie die Praxis immer wieder zeigt. Viele nehmen das Ass, und wenn es dann gestochen wurde, diese Augen am Ende zum Sieg fehlten und der Partner nach dem Spiel etwas muffelig fragt, warum MH mit seinen wenigen Augen denn gleich mit dem Ass gestiegen sei, kommt meist die Antwort: „Was soll ich denn sonst spielen?“ Eine Antwort, die selbst ausgeglichene, in sich ruhende Skatspieler auf der Stelle in den Wahnsinn treibt.

Die richtige Karte ist natürlich der K, den auch unser Spieler in MH findet. Der AS entschließt sich daraufhin, die Ka 9 abzutragen. MH spielt jetzt richtigerweise He zurück. Von der einmal besetzten Karo 10 mag er nicht antreten und spätestens nach dem Karo Abwurf ahnt er womöglich schon, dass sein Partner kein Kreuz führt. Ihn nicht, dafür aber den AS auf Schuss zu setzen, ist absolut richtig!!! Dieser sticht den Herz auch. Nach dem folgenden Trumpfspiel hat MH nun allerdings ein Problem. Herz geht nicht mehr, aber soll er riskieren, sich die Ka 10 selbst blank zu spielen oder spielt er doch Kreuz? Eine nicht ganz leichte Entscheidung.

Er wählt die vermeintliche Sicherheitsvariante und fasst Kr. Prompt folgt der Abstich. Aber nun hat VH plötzlich ein Problem. Auch er riskiert mit dem Anspiel von Ka natürlich, MH die 10 zu blankieren? Zunächst umschifft er diese Klemme mit dem Ausspiel von Trumpf. MH erkennt seine Probleme und legt auf den B den Kr K, um es dem AS schwerer zu machen, den Stich wegzutauchen. Hilft aber nichts, der taucht trotzdem und hat in Trumpf nun die Gabel. VH kann also nicht mehr Trumpf ziehen. Vor lauter Verzweiflung spielt er nun He 10 in der Hoffnung, sein Passmann habe neben dem A noch die verbleibende Lusche. Die liegt aber im Bunker des AS.

Und schon ist das Wunder passiert. Der AS kann, obwohl er vor dem Stich gerade mal 18 Augen liegen hatte, bei richtigem Spielvortrag nicht mehr verlieren. Nicht nur, dass er sich beide Herz Vollen einverleibt hat, die Ka 10 von MH, die durch das Ausspiel von He 10 geschützt werden sollte, ist trotzdem verloren. Es gäbe nur einen Weg, sie zu retten. VH dürfte nach dem Trumpfzug des AS die darauf folgende Kr 10 nicht stechen. Dann aber hätte der AS diese 10 bekommen und auch gewonnen.

Was also ist da in den Gedanken von VH schief gelaufen? Schließlich wollte er Gutes tun, indem er ein Volles seines Partners nicht in Gefahr bringen wollte. Die Antwort ist einfach. Er hat dafür ein anderes Volles seines Partners in Gefahr gebracht, ohne dass er überhaupt eine sichere Lösung hatte, wie die Ka 10, die sein Partner vermutlich führt, nach Hause zu bringen sei. Mit seiner Spielweise konnte er nicht ausschließen, dass drei Volle der Gegenpartei verloren gehen (so kam es ja dann auch). Hätte er Karo gefasst, hätte er zunächst mal nur eines gefährdet.

Danach übrigens wäre ein Spielgewinn für die Gegenpartei zwar möglich, allerdings alles andere als ein Selbstläufer. Zieht der AS anschließend den Kr B, muss MH zwingend die Ka 10 opfern, um die Option zu haben, die He 10 des Partners zu retten. Dieser wiederum müsste daraufhin den Abstich von Kr 10 verweigern!!! Nur so können die beiden He Vollen gerettet werden Sticht er, kann MH das Spiel noch retten, indem er auf die folgende Ka D das He A opfert. VH würde so die Verantwortung seinem Partner zuschieben, der für ein gewonnenes Gegenspiel aber viel Opferbereitschaft mitbringen müsste.

Zieht der der AS statt Kr B gleich die Kr 10, macht er den Kontrahenten den Spielvortrag leichter. VH kann nun stechen und mit Trumpfeinschub seinen Partner zwingen, seine He 10 zu sichern. Dieser müsste nun zwar auch seine beiden Vollen opfern, kann aber – wenn er mitgezählt hat – viel leichter erkennen, dass er so spielen muss. Schließlich hatte die Gegenpartei nach dem 5. Stich 37 Augen liegen, durch den Abstich der Kr 10 mit Pik B und Kr D sind es 52. Ein weiterer Kr Stich mit der Ladung von He 10 reicht also für den Sieg mit 62.