Spiel der Woche - KW 34

Das Gegenspiel beim Null

Den Null haben wir beim Spiel der Woche bisher etwas stiefmütterlich behandelt, sprich außen vor gelassen. Höchste Zeit, das zu ändern. Denn obwohl der Null im Allgemeinen deutlich weniger komplex als der normale Skat ist (der AS hat bekanntlich kaum Einflussmöglichkeiten), gibt es auch bei diesem Spiel interessante Konstellationen, die einer analytischen Aufarbeitung wert sind.

So auch beim hier ausgewählten Beispiel. Auf Passe Passe dürfte VH mit einem mulmigen Gefühl 18 gesagt haben, da er zu seinen drei kleinen Buben nur Müllkarten führte. Die Findung übertraf aber sogar seine schlimmsten Befürchtungen. Kr 9 und Ka K ließen ein Farbspiel (fast) ungewinnbar erscheinen, der AS entschied sich daher für den – allerdings ebenfalls sehr schlechten – Null. Er hat zwar mit der Pik 10 nur eine schlechte Karte, aber worauf will er die abwerfen, wo er doch alle anderen Farben mindestens zwei Mal mit hat?

Bei der Spieleröffnung ist die Kr 9 alternativlos. In Ka und He würde er seine unbesiegbaren Farben bei schlechtem Kartensitz kaputtspielen. Die Kr 9 hingegen wäre nur ein Problem, wenn einer der Gegner alle Kr führt, wovon bei Passe Passe nicht auszugehen ist. MH legt die 8, HH das Ass. Nun hat HH mit drei einmal besetzten 8en eine schwere Entscheidung zu treffen. Da er anhand der Reizung keinerlei Anhaltspunkte für oder gegen eine Farbe hat und da auch die jeweilige Zweitkarte in den Farben (zwei Mal K, ein Mal A) ihm nicht weiterhilft, ist die Auswahl der Farbe reines Lotto.

Nicht jedoch die Auswahl der Karte. Indem er in Ka erst das A und dann die 8 spielt, nimmt er sich die Chance, diverse Kartenkonstellationen zu knacken. Die Kombinationen 7+ 10 oder 7+ eine höhere Karte als 10 sind allesamt sofort sauber gespielt. Und sie wären bei zwei anderen Farben, die HH nur zu zweit hat, leicht angreifbar. Sieht ein guter Skatspieler eine betont langsam ausgespielte 8, weiß er, dass diese nicht blank ist. Hat er in dieser Farbe die 9, wird er also sofort eine aus hohen Karten bestehende 3er Farbe in der Hoffnung anspielen, dass sein Partner diese nur zu zweit hat und danach abwerfen kann.

Ebenfalls sauber gespielt sind die Kombinationen 7, 9, D und 7, 9, K. Auch die wären bei einem langsamen Ausspiel der 8 durch den Wechsel auf eine Dreierkonstellation problemlos zu besiegen. Das Ausspiel des Asses kann also eventuell schon alle Chancen zunichtemachen, den Null zu legen. Aber nicht nur deshalb ist diese Spielweise schlecht. HH hat in allen drei Farben außer Kreuz einen Angriff.

Allerdings sind die genannten Konstellationen, die ja in allen drei Farben denkbar sind, nur angreifbar, wenn er die Farbe öffnet. Für eine Attacke auf 7, 10 oder 7, 9, D muss die Farbe immer von dem Spieler angespielt werden, der vor dem AS sitzt. Ist der AS in HH, geht ein solcher Angriff nicht. Mit seiner Spielweise aber zwingt HH MH, von sich aus eine andere Farbe zu öffnen. Er bringt also den AS automatisch nach hinten.

Und MH steht nun in der Tat dumm da und weiß nicht so recht weiter. Ein Angriff mit der Pik 7 bringt, da er die 9 auch noch führt, nur Erfolg, wenn der AS die blanke 10 oder gar eine noch höhere Blanke hat. Eine solche Option aber wird kein vernünftiger Skatspieler wählen, zumal er dem AS mit dem Ausspiel der 7 fast jede andere Schwäche in dieser Farbe sauber spielen würde.

Er entschließt sich jetzt in seiner Verzweiflung, seine drei hohen He zu spielen. Das Motiv ist, dass sein Partner auf den dritten He vielleicht einen von zwei hohen Pik abtragen kann. Danach, so war der Plan, wollte er Pik A und anschließend die 7 spielen. Damit wäre eine 8, 10 oder 8, B Konstellation noch zur Strecke gebracht worden. Und so spielte MH zur Freude des AS auch.

Was bei HH nach dem Spiel einen Sturm der Entrüstung hervorrief. Dass er sich besser an die eigene Nase gefasst hätte, sollte klar geworden sein. Bei anderem Vortrag von ihm wäre der Null sehr leicht zu besiegen gewesen. Dennoch hätte MH den Fehler von HH noch korrigieren und die richtige Lösung für das Spiel finden können. Er hat nämlich bei seiner Analyse zu kurz gegriffen. Hätte er sich mehr Gedanken über das Blatt des AS gemacht, hätte er erkannt, dass sein Weg nicht funktionieren kann.

Er sieht im ersten Stich die ausgespielte Kr 9. Da HH auf seine 8 nicht die 7 legt, muss sie also der AS führen. Weiterhin erkennt er anhand des Spiels seines Partners vier Ka beim AS. Die Kartenfolge A, 8 kann nur bedeuten, dass auch der Partner keinen Ka mehr hat. Macht zusammen sechs Karten. Würde VH also noch drei He führen, wären das schon neun Karten, bleibt also maximal ein Pik über. Damit ist sein Motiv, welches dem AS 8, 10 oder 8, B gibt, eindeutig widerlegt.

Das Abspielen der drei hohen He ist also falsch. Stattdessen hätte er die einzige ungefährliche Karte zurückspielen müssen: die Kr 10. Hätte HH jetzt wieder die obere vor der unteren Karte gespielt, hätte der AS gewonnen, aber das wäre seine einzige Chance gewesen. Spielt HH die Pik 8, wäre das Spiel direkt beendet, entscheidet er sich für die He 8, zwingt sein Partner ihn durch das Zurückspielen von He zum Gewinnzug.