Spiel der Woche - KW 42

Die verräterische Reizung

Heute ist beim Spiel der Woche ein eigentlich schwacher Grand unser Thema. Ein Grand, der verloren wurde, aber trotz guten Gegenspiels erkennbar hätte gewonnen werden können. Der AS hatte – was beim Skat eher selten der Fall ist – durch Reizung und Spielverlauf EINDEUTIGE Informationen über den Kartenstand. Er hätte sie nur richtig analysieren und seine Erkenntnisse in gewinnbringende Spielzüge umsetzen müssen.

Um ans Spiel zu kommen, musste VH bei zwei Reizungen gegenhalten. MH bot optimistische 20, HH gab sich erst, nachdem VH 60 gehalten hatte, geschlagen. Er hatte also Grund genug, die Alarmglocken schrillen zu hören. Zur allgemeinen Überraschung lag auch weder Bube noch Ass im Stock, mit der Findung von He und Pi D durfte er aber wenigstens zwei Dreierlängen mit Ass sein Eigen nennen. Er drückte die Pik Belle und spielte den Kr B aus.

Bei diesem Stich sei übrigens lobend auf ein kleines, aber feines Detail hingewiesen. MH trennte sich nicht von der blanken Kr D. Er hatte bei der 60 seines Partners offenbar genau zugehört und wollte die Möglichkeit nicht aus der Hand geben, den AS gegebenenfalls in MH zu bringen. Sehr gut. Der AS hingegen war nicht so aufmerksam. Als er He Lusche ausspielte, hatte er die 20er Reizung von MH wohl schon vergessen. Ansonsten wäre er vielleicht auf die Idee gekommen, Ka zu öffnen. Das Spiel war jedoch trotz dieses Fehlers, der gleich mit 21 Augen für die Gegner bestraft wurde, noch lange nicht verloren.

MH zog nun Pik A, das von beiden Spielern bedient wurde und dann die 10. Beide Spielzüge sind eindeutig gut. MH wusste, dass er auf He noch einen dicken Stich machen könnte (wenn der AS ihn ließe) und musste davon ausgehen, dass HH vermutlich alle weiteren Kr führt (worauf sonst sollte sich seine Kr Hand-Reizung begründen?). Kr zu spielen, wäre in dieser Situation fatal, da er HH damit zwingen würde, seine Augen dem AS zum Stechen anzubieten (täte HH das nicht, könnte der AS billig abwerfen, auch das wäre schlecht). MH spielt also seine eigenen Vollen, denn die sind für die Gegenpartei eher verzichtbar.

Über den Kr K, den HH auf Pik 10 wimmelt, kann man streiten. Eine Ka Lusche abzusetzen, wäre sicher auch eine überlegenswerte Option gewesen, aber man muss HH zugestehen, dass er noch sehr wenig über die Kartenverteilung weiß. Wenigstens schafft er es, nicht blindlings sein einziges verbliebenes Volles zu laden. Schließlich muss er davon ausgehen, dass sein Partner noch ein Herzspiel macht, ansonsten wäre vermutlich gleich im dritten Stich der Rückschub in He erfolgt.

Der AS sticht die 14 Augen. Wüsste er, dass MH die Kr D blank hat und deshalb HH in Kr nicht ans Spiel bringen kann (ihr seht schon, der Kr K fehlt HH an allen Ecken und Enden), könnte er jetzt problemlos über He weiterspielen (erst das A, dann die D) und sich am Ende genüsslich die Ka 10 einsaugen. Da er das aber nicht weiß, gibt es zu diesem Zeitpunkt noch keinen sicheren Gewinnweg für ihn. Auch das Ausspiel von Ka A mit anschließendem Einschub in Ka – eine im Prinzip durchaus überlegenswerte Option – gewinnt nicht zwingend.

Bei zwei theoretisch möglichen Konstellationen würde er jetzt verlieren. Hat HH eine blanke Ka Lusche und alle sieben Kr, bekämen die Gegner allein auf Ka 30 Augen und hätten dann 62, führt HH in Ka Lusche und 10, käme der AS bei 46 Augen der Gegner in die Mitte. Auf die nun ausgespielte Kr D (so sie HH denn hätte) dürfte er dann raten, wo die Kr 10 steht. Denn einen Kr muss MH führen, wenn Ka 2/2 steht. Und so unwahrscheinlich wäre es in diesem Fall gar nicht, dass es die 10 ist, da MH ja auf den B im ersten Stich keinen Kr abgeworfen hat.

Aber zurück zum tatsächlichen Spielgeschehen, der AS entscheidet sich für den unwahrscheinlichsten Siegweg und spielt die Ka 8 vor. Wenn jetzt 14 Augen fallen kommt der Rückschub und das Spiel ist hinüber. Aber er hat Riesendusel, 10 und K stehen auf einer Hand, so dass die Gegenpartei nur auf 42 kommt. Nun reicht es nicht, den AS in Ka einzuschieben, der He Stich bringt nur 17 Augen und damit 59. MH macht deshalb das einzig Richtige, er versucht den AS mit der Kr D in einen Fehler zu treiben. Eine andere Chance hat er nicht mehr. Und das Unfassbare passiert, der AS wirft tatsächlich die Ka D ab. Der Rest war dann gaaanz leicht.