Spiel der Woche - KW 02

Trumpf ist die Seele des Spiels

Nach einer kurzen Auszeit wegen der Feiertage geht das Spiel der Woche heute in sein drittes Jahr. Zum Start ins Neue Jahr sei einer der beliebten Standardsätze an den Skattischen dieser Welt zitiert: Trumpf ist die Seele des Spiels. Wenn ihr jetzt aber denkt, ich wolle heute die blutigen Anfänger darüber belehren, dass es Sinn macht, als AS Trumpf auszuspielen, weil die Gegner immer zwei Trümpfe legen müssen, liegt ihr falsch. Bei dem ausgewählten Spiel geht es um die Gegenpartei. Denn auch im Gegenspiel ist das Trumpfausspiel gar nicht so selten der einzig gewinnbringende Spielzug.

Bevor wir jedoch in die konkrete Spielanalyse einsteigen, möchte ich mich kurz über eine neue Modeerscheinung auslassen. In letzter Zeit sehe ich immer häufiger Gegenspieler im ersten Stich ohne erkennbaren Grund Trumpf ausspielen. Und das teilweise sogar, wenn der AS in HH sitzt. Ich weiß nicht, wem oder was wir diese neue Mode zu verdanken haben, aber sie steht Männlein wie Weiblein ausgesprochen schlecht. Dabei habe ich schon oft AS Spiele gewinnen sehen, die anders gar nicht möglich gewesen wären. Und anschließend nicht erst einmal hochgradig erregte Partner erlebt, die auf einen Schlag alle an sich gebotene Höflichkeit vergessen hatten...

Es ist beim Skat wie bei der Kleidung: man muss nicht jeder Mode hinterherlaufen. Manchmal ist das Altmodische von zeitloser Eleganz, während das Besondere zwar auffällt, aber – wenn es nicht gekonnt ist – meist eher negativ. Doch bevor ich mich weiter in ein Thema vertiefe, bei dem ich erwiesenermaßen nicht zum Experten tauge, komme ich lieber zum heutigen Spiel der Woche zurück.

VH kam bei Passe Passe ans Spiel und fand Pik Ass und 8. Sein Problem war nun, dass er nur vier Trumpf zusammen bekam, aber seine Fehlkarte machte ihm durchaus Hoffnungen, sein Spiel dennoch zu gewinnen. Mit dem Drücken von Ka 10 und Pik 8 und der Herz-Ansage bin ich 100 %ig einverstanden. Trumpf auszuspielen ist für ihn ebenfalls nahezu unvermeidlich, will er nicht sofort seine Karte weitgehend verraten. Das Problem dabei ist jedoch, dass er fast zwangsläufig in MH kommt.

Und das anschließende Kreuz-Ausspiel von HH kann ihm wahrlich nicht gefallen haben. Schneiden ist bei vier schlechten Trumpf keine Option, da er, wenn diese Farbe gleich als erste geöffnet wird, damit rechnen muss, dass sie nicht 2/2 steht (was ja auch nicht der Fall war). Nachdem er jedoch das Ass rausgenommen hatte, war das Abspielen seiner weiteren Stehkarten in Fehl beinahe erzwungen, da er sonst damit rechnen hätte müssen, dass sich der Spieler, der kein Kr mehr führt, einer anderen Fehlfarbe entledigt.

Danach aber hatte er erst 50 Augen liegen und musste sich ernsthaft Sorgen machen, die 11 noch benötigten Augen zusammen zu bekommen. Er könnte jetzt Kr weiterspielen, verriete damit aber endgültig seine Karte. Also blieb ihm gar nichts anderes über, als noch mal Trumpf zu spielen. Danach aber landete er wieder in der missliebigen MH und war zum Spielball in den Händen von HH geworden, der nun das Spiel entscheiden würde, so viel war klar. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Perspektivwechsel.

Was hatte HH nach den sechs gespielten Stichen für Informationen? Er hat gesehen, dass der AS alle drei Fehlasse hatte und die Ka 10 gedrückt hat. Da die Gegner auch noch den zweiten Ka Stich bedient hatten, musste er also schon ganz schön weit sein. Dazu schien ihm die Kr Eröffnung nicht gefallen zu haben, da er sonst nicht unbedingt Anlass gehabt hätte, seine Vollen abzuspielen. Vergessen werden sollte auch nicht, dass er im zweiten Trumpfstich sah, dass sein Partner im ersten Stich nicht seine Tr 10 sicherte, sondern eine Tr Lusche gelegt hatte.

Diese Informationen werfen einige Fragen auf. Warum sollte jemand bei zwei weiteren Fehlassen und Ka A, 10, K als Ausspieler die Ka 10 drücken? Würde man das mit fünf Trumpf machen? Doch wohl kaum. Und, würde man nicht selbst mit fünf ganz schwachen Trümpfen nach dem Einschub ins Kr A bei dieser Fehlkarte Trumpf spielen, statt sich mit dem Abzug der Vollen völlig hohl zu spielen? Es gibt auf diese Fragen nur eine Antwort, und die ist, der AS hat keine fünf Trumpf, sondern nur vier. Das sogenannte „Schleppen“ der Tr 10 seitens seines Partners ist als zusätzliches Signal, dass er 4 Atout haben wird, kaum noch notwendig.

Die nächste Frage, die HH sich stellen sollte, ist, was kann der AS noch für zwei verbleibende Trümpfe haben. Und auch da kann man zumindest zwei B ausschließen. Denn mit zwei B hätte er entweder einen Fünftrümpfer angesagt oder sogar Grand gespielt. Wenn HH soweit gekommen wäre, hätte er gewusst, dass zu diesem Zeitpunkt Trumpf nicht nur die Seele des Spiels, sondern geradezu Pflicht gewesen wäre. Denn selbst wenn der AS den Kr B hat, kann MH ihn durch Einschub in den selbigen zwingen, ohne weiteren Tr seinerseits mit Fehl anzutreten. Und in Fehl kann er keine weitere Stärke haben. Denn dann wäre ein Grand das deutlich bessere Spiel gewesen.