Spiel der Woche - KW 03

Das war fahrlässig

Beim heutigen Spiel der Woche geht es mal wieder um das Kronenspiel beim Skat, um einen Grand mit vier. Jeder Skatspieler freut sich zunächst mal, wenn er ein solches Spiel ansagen darf, wird es aber verloren, ist der Katzenjammer umso größer. Deshalb ist es besonders ärgerlich, wenn ein Fehler zum Verlust eines solchen Spieles führt. Es ist von daher überaus wichtig, so teure Spiele besonders sorgfältig zu spielen. Bei unserem Beispiel hat der AS (der es eigentlich als bekannt hervorragender Spieler besser wissen müsste) diesen Grundsatz nicht beherzigt. Er hatte aber Glück mit der Sitzung.

Nachdem MH 18 gemeldet hatte, bekam HH bei 20 das Spiel und fand zu seinem Entzücken den Ka B und die Kr 7. Damit durfte er alle vier Buben sein Eigen nennen, entschloss sich zum Grand und drückte die vier Augen in Pik. Soweit so gut. Aber dieser Grand ist von sicher weit entfernt, seine Gegner waren gute Spieler und es lag eine Reizung vor. Nun wird manch Skatspieler einwenden, was soll eine lächerliche 18er Reizung groß bedeuten? Hätte der Reizende so eine tolle Karte, würde er doch weiterreizen.

Schon dieser Gedanke sollte unter Strafe gestellt werden. Eine Gegenreizung ist generell von Bedeutung, bei vier Buben in der Hand aber sollten bei jeder weiteren Reizung alle Alarmsinne auf Bereitschaft gehen. Damit will ich nicht sagen, dass man diesen Grand nicht spielen sollte. Das entscheidet jeder für sich (ich könnte mich bei einem Ein-Serien-Turnier auch nicht beherrschen). Aber wenn ihr ihn ansagt, solltet ihr ihn wenigstens mit Bedacht vortragen.

Eröffnet wurde das Spiel mit Pik A und D. Würde HH auf diese 14 Augen abwerfen, wäre sein Spiel noch verlierbar, wenn anschließend 21 Augen in Kr fallen und die He auf einer Hand kleben. Deshalb sticht er. Doch gleich im zweiten Stich begeht er die entscheidende Fahrlässigkeit. Er spielt He D, verrät damit seine Karte und eröffnet seinen Kontrahenten eine zusätzliche Gewinnoption.

Wir haben es hier mit einem ganz typischen Skatmotiv zu tun. Hat ein Spieler eine Viererlänge, ist es speziell, wenn er auch noch drei oder gar vier B hat, immer sehr aussagekräftig für die Gegenspieler, diese Farbe zu klären. Sie kennen nun sieben oder gar acht Karten des AS. Daraus lässt sich relativ einfach eine potenzielle Gewinnstrategie ableiten. Deshalb ist es oft sinnvoll, die lange Farbe erst so spät wie möglich anzufassen. Manchmal geht das nicht, weil ihr mit den Buben zu kurz kommen könnt, aber wenn es geht, ist es häufig eine überlegenswerte Option, erst mal eine andere Farbe auszuspielen.

In diesem Fall ganz besonders. Probleme gibt es bei diesem Blatt am ehesten, wenn die verbleibenden He auf einer Hand stehen. Denn nun kann folgendes passieren: Erste Variante: MH führt die drei He. Nun wird VH vermutlich auf die D wimmeln (meist die Pik 10, wenn er sie hat). HH nimmt jetzt natürlich das Ass raus und wird häufig den Rückschub in He machen, da seine zwei He Luschen ja keinen Stich mehr machen. Damit aber klärt er für VH weitgehend die Karte. Dieser erkennt so die lange He Flöte des AS und kann genau überlegen, wie ein Sieg möglich sein könnte.

Er muss nun davon ausgehen, dass die Gegenpartei maximal noch zwei Stiche macht (hat der AS – was durchaus sein kann – nur drei B, wird er zu den vier He noch ein Ass haben, ansonsten würde nur ein Verrückter freiwillig Grand spielen). Bei „nur“ 24 liegenden Augen aber wird ein Spielverlust nur zu provozieren sein, wenn der AS zwei Karten einer anderen Farbe führt, ohne A oder 10 davon zu haben. Steht eine solche Farbe aber 3/2, reichen die 28 Augen, die dort möglich wären, nicht.

Es kann aber reichen, wenn VH seinerseits eine Zweierlänge mit der 10 oder dem K führt. Denn diese 10 oder diesen K kann er sich jetzt blank stellen. Und täuscht euch nicht, ist er ein sehr guter Spieler, wird er das auch tun. Ist das zufällig Kr, und führt VH auch noch das Ka A, kann sich der AS schon mal drauf einstellen, dass die Gegner als erste 60 Punkte machen.

Die zweite Variante ist nicht ganz so gefährlich. Wenn nämlich VH die drei He hat, wird er auf die D meist ducken. HH hätte es nun insbesondere mit einer einmal besetzten 10 ungleich schwerer, sich die 10 blank zu stellen (hat er den besetzten K, kann es allerdings leicht passieren, dass die Lusche abgeworfen wird). Fliegt kein Kr aus der Karte, kann der AS seinen Fehler noch korrigieren, indem er nun sofort auf Kr umsteigt.

Jetzt werden wieder viele sagen, meine Güte, das sind aber reichlich wenns. Ob wir es je erleben werden, dass eine Karte mal so steht, ist doch höchst fragwürdig. Die einzig richtige Antwort darauf aber lautet, wenn ihr es erlebt und euch statt der erhofften Mitleidsbekundungen noch anhören müsst, dass ja auch nur mittelmäßige Spieler den Grand so vortragen, wie ihn VH gespielt hat, wisst ihr, warum es eben doch Sinn macht, auch kleine Eventualitäten als Möglichkeiten einzukalkulieren.

Ein wesentlich berechtigterer Einwand ist, dass man ja auch verlieren kann, WEIL man Kr spielt. Ist nämlich die 10 oder der K von Hause aus blank, geht ein Spielverlust sogar bei einer He 2/1 Sitzung, wenn drei Mal Kr gespielt wird und jetzt die Blanke He Lusche rausfliegt. Den Beweis, dass diese Variante deutlich unwahrscheinlicher ist, muss ich euch leider schuldig bleiben. Rein von der Mathematik mag es sogar kein großer Unterschied sein, ob die Karte so oder so sitzt. Aber spielerisch muss der Weg ja auch gefunden werden. Und da sind meines Erachtens bei einem Kr Ausspiel deutlich mehr Stolperfallen für die Gegenpartei möglich.