Spiel der Woche - KW 05

Was VH nicht erzählt, weiß HH nicht

Heute möchte ich euch das Vergnügen bereiten, mit anschauen zu dürfen, was einer, der in dieser Kolumne immer so schlau daherredet, selbst von Zeit zu Zeit verbockt. Ich habe ein Spiel für euch ausgewählt, welches ich selbst alles andere als auf den Punkt gespielt habe. Das heutige Spiel der Woche soll somit nicht nur eure Analysesinne schärfen, sondern auch als Beleg dienen, dass es eine Sache ist, viel über Skat zu wissen und eine ganz andere, dieses immer umsetzen zu können. Allen, die sich beim Lesen manchmal eingeschüchtert fühlten, sei deutlich gesagt, ich habe hier schon oft Fehler absoluter Spitzenspieler behandelt. Auch Deutsche-, Welt- und Europameister kochen nur mit Wasser.

Zur Sache: Um mich in VH vom Alleinspiel abzuhalten, musste MH 30 reizen (womit er mich vor einer haushohen Niederlage bewahrte). Im Skat fand er mit Kr 8 und Ka K nicht gerade zwei Wunschkarten. Da er bei 30 keinen Karo mehr spielen konnte, musste er den überaus schwachen Kreuz ansagen, bei dem er He D und Pik 7 drückte. An seiner Stelle würde ich entweder beide schwachen He oder die Belle in Ka drücken – so ist das irgendwie nicht Fisch noch Fleisch – aber gut, er hat sich so entschieden, sein Spiel gewonnen und somit (im Gegensatz zu mir) alles richtig gemacht.

Und daran hatte schon mein Aufspiel entscheidenden Anteil. Eigentlich hält mein Blatt ja in jeder Farbe einen Angriff parat, aber ich habe mir mit He 9 eindeutig den schwächsten ausgesucht. Hätte er alle drei Herz oben, könnte er nun problemlos mit der D schneiden und bei Trumpf ebenfalls von oben hinlangen (ohne eine 3/3 Trumpfsitzung bei den Gegnern ist dieses Spiel gegen eine hohe Reizung sowieso fast ungewinnbar). Aber selbst so ist er nun in einer gar nicht so schlechten Position. Er nimmt das Ass und zieht uns anschließend die Trümpfe ab.

Unsere Siegchancen aber waren wegen seines unorthodoxen Drückens noch nicht passé. Spätestens jetzt aber hätte ich mich an meine eigenen Predigten aus der Skatschule erinnern sollen. Die entscheidende Aussage, die mir in diesem Spiel nicht in den Kopf kam, ist: Karten sprechen. Schon im Aufspiel wäre Pik Ass Pflicht gewesen. Denn wo sollte ich bei drei Trumpf (mit dem Wissen, dass der AS mit annähernd 100 %iger Sicherheit zwei schwarze B hat) und bei nur einer blanken Farbe beide Pik Vollen unterbringen, wenn der AS die Farbe nicht hat? Hat er die Farbe dagegen, kann der Aufschlag nicht schlecht sein.

Aber wie gesagt, dank seines Drückens bekam ich eine zweite Chance. Wenn mir nun endlich Pik Ass aus der Hand gefallen wäre, hätte ich meinem Partner noch rechtzeitig die Augen geöffnet. Durch das fahrlässige Nachspiel der He 10 hingegen gab ich ihm die Möglichkeit, falsch zu laden, was er denn auch prompt tat. Ganz klar mein Fehler. Allerdings von einer winzig kleinen Mitschuld an unserer Niederlage kann ich meinen Passmann nicht frei sprechen. Denn zwei Dinge hätte er bedenken können.

Erstens sollte er mir bei meiner dreißiger Reizung ohne zwei schon ein Ass zutrauen. Mit höchstens 6 ziemlich schwachen Trümpfen hätte ich ansonsten überaus dümmlich gereizt. Wenn ich aber ein Ass hätte, müsste es Pik Ass sein, was seinen K zu dritt entwertet. Er kann ihn also auch buttern. Denn wenn er so weit gedacht hätte, läge für ihn der Verdacht nahe, dass der AS noch ein paar Karo haben könnte und dann gilt der Grundsatz, dass man kein ungeklärtes Ass lädt.

Zweitens kann er mit seinem K zu dritt nix, aber auch gar nix gewinnen. Das einzige, was die Schmierung von Ka Ass bringt, ist Schneider frei. Aber danach ist jetzt Ende Gelände. Und als Skatspieler sollte man nie auf Schneider frei spielen, solange noch nicht klar ist, dass man nicht gewinnen kann. Es ist eindeutig besser, fünf Mal falsch zu liegen und jeweils einen Schneider zu schenken, wenn das sechste Spiel durch ein solches Risiko umgebogen wird.

So betrachtet macht sein Halten des K zu dritt noch weniger Sinn (ohnehin ist das beinahe hündische Festhalten vieler Skatfreunde an einem solchen „Stehkönig“ eines der auffälligsten Merkmale beim Skat). Aber egal, der grobe Fehler kam von mir und das wollte ich mit diesen Ausführungen auch nicht wegdiskutieren.