Spiel der Woche - KW 09

Viel Skatverstand und ein kleiner praktischer Patzer

Bei dem Grand, den ich euch heute im Spiel der Woche vorstellen möchte, gab es von beiden Parteien viel Gutes zu sehen. Nach vielen Fehleranalysen war es mal wieder überfällig, einen guten Vortrag zu würdigen. Dass dem AS dabei am Ende ein Fehler unterlief, soll – obwohl er sich nicht negativ auswirkte – nicht unterschlagen werden, war aber nicht der Grund für die Auswahl dieses Spiels. Euer Hauptaugenmerk möchte ich deshalb eindeutig auf die guten Dinge richten.

Die ersten Komplimente sind schon beim Reizvorgang zu machen. MH passt, schon dafür ein lautes Bravo! Abertausende Skatspieler reizen mit diesem Blatt aus unerfindlichen Gründen einen Null an. Das beste Argument dafür ist noch, dass man das Spiel zu 98 % sowieso nicht bekommt, vielleicht aber einen Kontrahenten in ein Handspiel treibt und dadurch einen Grand mit mehr Punkten für den Gegner verhindert. Treten jedoch die anderen 2 % ein, habt ihr mit diesem Blatt fast immer ein Problem. Denn es gibt genau eine!!! gute Karte, die für euch im Stock liegen kann. Und das ist die Pik 7. Liegt sie nicht, habt ihr einen Null, der mindestens wackelig, meist sogar richtig schlecht ist. Tolle Perspektive.

Das zweite Lob geht an VH, dass er diesen Ka nicht Hand reizt. An weniger guten Tischen ist das vertretbar, aber an einem Tisch, an dem drei Könner sitzen, seid ihr mit diesem Handspiel gegen Reizung sicher kein großer Favorit. Einziger kleiner Kritikpunkt: er hält seinen Reizwert noch. Über den Unsinn dieser Aktion habe ich mich in der Skatschule bereits hinreichend ausgelassen.

Für HH wäre jedoch Passen bei seinem Blatt sowieso nicht in Frage gekommen. Er widersteht aber der Versuchung, diesen Grand aus der Hand zu spielen. Das ist zwar für einen guten Spieler selbstverständlich, da er weiß, dass diese Karte erst recht gegen eine Reizung ein klassischer Blender ist. Erwähnt sei es trotzdem als Hinweis für die vielen Skatspieler, die Mut mit Sorglosigkeit verwechseln und sich dadurch als bestenfalls mittelmäßig outen. Die an sich nicht gerade tolle Findung (He K, Ka 9) verbessert sein Blatt auch erheblich. Er drückt nun korrekt Kr 10 und Pik D und spielt Grand.

Womit wir beim Ausspiel wären. Den ersten Zug hat – wie der Name schon sagt – VH. Und er macht einen richtig guten: er zieht nämlich dem AS nicht die Buben ab. Da er weiß, dass der AS bei 30 nicht durch die Reizhöhe gezwungen ist, Grand zu spielen, macht ein Bubenabzug keinen Sinn. Denn was sollte sein Partner laden oder anzeigen können? Er selbst hat beide schwarzen Jungs, ein Ass und zwei 10en. Wenn HH freiwillig Grand spielt, muss er fast schon die anderen fünf Vollen und die zwei roten Buben führen.

Einzige Alternative: Er hat die Buben, Herz Ass 10 lang und die zwei verbliebenen Asse. Dann hätte MH die womöglich sogar lange Kr 10. Da VH aber das blanke Ass hat, hilft ihm das nicht, da er seinen Partner nicht ans Spiel bringen kann. Also öffnet er Ka D, um sich die 10 hochzustellen. HH jedoch hat auf die Reizung geachtet. Auch für ihn ist es nicht schwer, davon auszugehen, dass VH die beiden schwarzen B in der Hand hält, denn was für ein Blatt sollte er haben, mit dem er ein Handspiel reizen könnte? Folgerichtig duckt er die Ka D weg.

VH bleibt nun keine Wahl, er muss den AS in sein blankes Ka A einspielen (womit dieser definitiv weiß, dass VH beide B führt). Er muss also über He gehen. Die He 10 sticht VH mit der D, und spielt danach die Ka 10, die der AS seinerseits sticht. Alles von beiden Parteien nachvollziehbar und schlüssig gespielt.

Nun aber kommt der Fehler vom AS. Der Grand ist jetzt eigentlich gewonnen. Er hat 47 Augen liegen. Zieht er jetzt Pik Ass, hat er mindestens 58 und dann kann er den He K spielen. Wirft VH ab, hat er 62, sticht er, muss HH nur noch auf ein Bild zum Stechen warten. Da er nach dem Abstich hinten sitzt, kann die Karte stehen, wie sie will, die Gegenpartei kann nie gewinnen.

Der AS aber geht mit Kr 9 vom Stich. Und damit riskiert er den Spielverlust. Denn wenn VH jetzt Kr A und D und dazu nur eine Pik Lusche hat, ist es für ihn leicht, mit der D zu schneiden, danach den B abzuholen und schon stehen Kr A und Ka K wie eine Mauer. HH bliebe dann nur der letzte Stich mit elf Augen, da MH auf den B und den Karo seines Partners Pik 10 und K buttern würde. Dann wäre das gute Spiel von VH belohnt worden, während der AS ein mit einem guten Fundament stabil aufgebautes Haus mit einem Handstreich eingerissen hätte.