Spiel der Woche - KW 10

20 gesagt und Null dahinter

Ein Nullspiel hatten wir beim Spiel der Woche noch nie. Bei Nullouverts wird euch das nicht besonders überraschen, da sie in der Praxis meist recht langweilig sind. Entweder sie gehen nicht oder sie gehen leicht und selbst über die, die gegangen wären, aber nicht gelöst wurden, sind nur selten viele Worte zu verlieren. Es gibt einige wenige hübsche Skataufgaben zu offenen Nullspielen, aber das war’s auch schon. Bei geschlossenen Nullspielen ist das anders. Da gibt es öfter mal interessante Konstellationen, von denen ich euch eine sehr komplexe und schwierige heute vorstellen möchte.

Das Spiel beginnt ballaballa. MH passt korrekt, aber HH sieht aus unerfindlichen Günden in seinem Blatt eine 18, und, nachdem die gehalten wird, sogar noch 20. Er findet jetzt den Ka B (nebst der Ka 9), mit dem er natürlich gar nichts anfangen kann, da er selbst mit diesem B Lichtjahre von einem halbwegs realistischen Gewinnspiel entfernt ist. War halt Pech mit der Findung, es hätten ja zwei Buben oder zu dem B noch He A sein können, dann wär das ein schönes Spiel gewesen. Aber ihm bleibt ja noch der Notausgang. Zum Null passten beide Karten, so dass der nur sehr schlecht, nicht aber gleich sicher verloren ist.

Aber, wie das so ist im Leben, derartige Glücksritter haben ja oft noch den Massel, dass ihnen die Kartenverteilung mehr als hold ist. Ihr dürft heute in die abgründige Seite meiner Seele blicken: ich gönne solchen Gruselreizern nicht mal das Schwarze unter den Fingernägeln und es bereitet mir lang anhaltende körperliche Schmerzen, solch eine Reizerei mit Gewinnspielen belohnt zu sehen. Vielleicht ist das die wahre Motivation, die mich getrieben hat, die aufwendige Skatschule zu schreiben: die Sehnsucht, derartig verdummte Reizungen häufiger bestraft sehen zu wollen.

Doch zurück zur Kartenverteilung. Die ist nah am Optimum für den AS. VH hat eine wahrhaft fürchterliche Ausspielkarte. Die Herz-Farbe ist mit 7, 10 ein absolutes Tabu. Karo kann ebenfalls nicht angespielt werden, da der AS 7, 9, D oder 7, 9, D, K haben könnte. In beiden Fällen müsste die Farbe von MH geöffnet werden, damit der AS verlieren kann (bei 7, 9, D müsste der Partner nach Ausspiel des B allerdings noch den K abwerfen können, was eigentlich (fast) nur in Kr denkbar ist). Pik mit der einmal besetzten 8 sollte ebenfalls von MH angespielt werden. Hat der AS in Pik 7, 10, x, macht ein Ausspiel der Farbe, wenn er hinten sitzt, alles kaputt. In Kr aber hat der Partner womöglich gar keine Übernahme.

Das Dumme ist, eine Farbe muss VH trotz seiner nachvollziehbaren Hilflosigkeit anspielen. Er entscheidet sich, Kr von oben zu spielen, in der Hoffnung, dass sein Partner die Farbe gar nicht oder blank hat und anschließend abwerfen kann. Das aber war der berühmte Griff ins Klo, denn Kr hat der AS gar nicht. Er wirft nun den He B ab, was ich für ziemlich fragwürdig halte, da dieser recht verräterisch ist. Ich hätte He 9 abgeworfen. Das birgt zwar die Gefahr, nun gegen die blanke He 7 in MH zu verlieren, irritiert aber die Gegner. Alternativ wäre auch der Abwurf von Pik A überlegenswert, um die Schwäche in He zu verschleiern.

VH aber hat wohl über den Abwurf nicht ernsthaft nachgedacht. Denn die von ihm nun ausgespielte He 7 trägt die Überschrift „Spielaufgabe“. Dabei hätte ihn der He B hellhörig machen sollen, denn – so komisch das klingt – er ist ein Indiz dafür, dass bei diesem Null etwas gehen könnte, obwohl der AS gleich im ersten Stich abwerfen konnte. Denn nun, wo VH weiß, dass der AS kein Kr hat, kann er ganz gut verschiedene Szenarien durchgehen, wie der Null in den verbleibenden Farben zu Fall zu bringen wäre.

Beginnen wir mit Karo. Hat der AS 7, 9, D, K, ist noch ein Sieg drin, ansonsten wohl nicht. 7, 9, K wird er nicht haben, da er diesen sehr schwachen K vermutlich statt He B abgeworfen hätte. 7, 9, D wird nicht zu bezwingen sein, denn worauf sollte der Partner den K abwerfen? In Pik ginge nur was, wenn der AS mindestens 4 führt, der Partner aber die 9 sein Eigen nennt. Dann müsste der Partner diese 9 ausspielen und anschließend seine hohe Karte auf Ka abwerfen. In He wiederum ist ein Spielverlust nur denkbar, wenn der AS jetzt noch 8 und 9 in der Hand hält. Dazu müsste er aber noch einen gedrückt haben, da sonst der Partner drei He hat, die er kaum loswerden kann.

Das Dumme ist, dass er scheinbar eine Gewinnoption aufgeben muss, da er eine Farbe ausspielen muss, in der dann eben kein Sieg mehr drin wäre. Doch der Schein trügt. Denn nach dem Abwurf von He B ist Herz keine Tabu-Farbe mehr. Die 7 darf aber natürlich nicht ausgespielt werden, da sie den AS bei einer langen He-Farbe sofort zum Sieger kürt. Die Zauberkarte, die jetzt auf den Tisch muss, ist die He 10!!! Und zwar unendlich langsam, damit MH bloß nicht auf die Idee kommt, He zurückzuspielen. Diese „spielerische Tempo-Annonce“ ist absolut legitim und in diesem Fall unabdingbar, um den Partner vor einem Fehler zu bewahren!!!

MH würde nun mit der D mitnehmen und das erste Ziel wäre erreicht, der AS sitzt in MH. Das Schöne dabei ist – vorausgesetzt der Partner wechselt nun vorschriftsmäßig die Farbe – seine nächste Ausspielkarte wird nun unmissverständlich den Siegweg zeigen!!! (So es überhaupt einen gibt.) Hat er den blanken Ka B, kommt der garantiert auf den Tisch, wenn MH nicht erst vor drei Tagen mit dem Skatspielen begonnen hat. Hat er nur hohe Karo, aber die Pik 9, ist diese ebenfalls eine Pflichtkarte. Hat er weder Ka B blank noch Pik 9 (was in diesem Fall so ist), muss er ja nun irgendeine hohe Karte in einer der beiden Farben öffnen. Er hat nix anderes außer Kr.

Damit aber weiß VH, dass nur in He ein Spielgewinn möglich ist. Er weiß aber auch, dass dazu der Partner noch einen He loswerden muss. Und das geht nur in Ka. Da er in Ka aber nur das A hat, mit dem er an den Stich kommen kann, muss er auch noch die richtige Reihenfolge bei Ka beachten. Spielt MH jetzt Ka aus, muss er zwingend ducken. Kommt MH danach mit dem nächsten Ka, muss er rausnehmen und dann den dritten Ka bringen, damit der He abgeworfen wird.

Kommt der Partner mit Pik, muss er rausnehmen und einen kleinen Ka bringen. Egal, ob MH anschließend mit Pik oder Ka kommt – bei Pik bliebe er am Stich und müsste danach Ka bringen – dieser muss mitgenommen werden, um den dritten Ka zu spielen. Und so wäre es tatsächlich gegangen. Eigentlich unglaublich bei so einem schlechten Null, aber manchmal ist es eben so, dass selbst extrem schwache Spiele nur mit sehr viel Spielkunst zu besiegen sind. Wer diesen Null auf diese Art widerlegt hätte, kann wirklich stolz auf sein skatspielerisches Vermögen sein.