Spiel der Woche - KW 12

Das leidige Thema der ungeklärten Asse

Heute dreht sich das Spiel der Woche mal wieder um einen Klassiker des Skatsports: um das Wimmeln ungeklärter Asse im Gegenspiel. Der Hintergrund dabei ist die alles entscheidende Frage für die Gegenpartei beim Skat. Es ist die Frage, wie ein Spiel von der Gegenpartei überhaupt gewonnen werden kann. Denn diese Frage solltet ihr zu jedem Zeitpunkt eines Spiels zur Grundlage eurer Entscheidungen machen.

Doch zunächst – wie immer – zu den Reizungen. MH hatte eine wunderbare Ausgangskarte, um einen Nullouvert zu finden. Neun Stehkarten, verteilt auf drei Farben mit jeweils zwei Luschen incl. der 7, besser geht es kaum. VH wiederum hat ein ausbaufähiges Kreuz- oder Karospiel ohne drei. Er hält daher bis 24 mit und geht bei 27 passen. Eine durchaus nachvollziehbare Reizung. Nachdem HH auch gepasst hat, nimmt MH den Skat auf und kann sein Pech kaum fassen. Er findet tatsächlich Pik 10 und B zum blanken K.

An den Nullouvert war nun natürlich nicht mehr zu denken, aber MH hatte noch Glück im Unglück, dass er mit dem Pik B wenigstens ein schwaches, aber prinzipiell gewinnbares Ausweichspiel gefunden hatte: einen Herz mit dreien. Beim Drücken hatte er jedoch das Problem, nicht genau zu wissen, ob VH nun Kr oder Ka gereizt hatte. Hätte er gewusst, dass es Kr ist, hätte er sicher beide Kr gedrückt, so aber entschied er sich dazu, die beiden Ka in den Bunker zu packen.

VH öffnete auch Kr, allerdings nur die D. Eine meines Erachtens fragwürdige Karte, bedenkt man, dass die Reizung offenbart, dass der AS zu 95 % wenigstens die zwei schwarzen B führt. Da scheint mir bei zwei eigenen Trümpfen und drei Fehlvollen ein Ausspiel des Asses doch wesentlich sinnvoller zu sein. Aber gut, VH brachte die D und sah beide Spieler eine Kr Lusche bedienen. Die nun folgende Kr 10 (statt dem Ass) ist dagegen eine Karte, die man außerordentlich loben muss. Denn sie informiert den Partner darüber, dass beide Vollen bei VH stehen, was er nach dem Ausspiel der D sicher nicht vermutet hätte, wäre jetzt das Ass gekommen.

HH jedoch ignorierte mit seiner Ladung von Pik A den Informationswert dieser 10 komplett. Denn eigentlich musste er, nachdem der AS mit der letzten Lusche bediente, genau wissen, dass sein Partner die restlichen Kr Karten führt (ein Ausspiel der D im ersten Stich, wenn man ansonsten nur noch A und 10 hat, habe ich noch nie beim Skat gesehen). Und mit dieser Info in Kombination mit der Reizung und seinem eigenen Blatt hätte sich die Karte des AS schon ganz gut eingrenzen lassen. Da HH in beiden anderen Farben ein Volles und in Tr sogar beide Vollen führt, muss er einfach davon ausgehen, dass MH wenigstens mit zweien spielt, sehr wahrscheinlich aber sogar noch einen dritten B besitzt.

Letzteres ergibt sich aus der Tatsache, dass sehr viel dafür spricht, dass VH mit Kr A, 10, K, D und beiden roten Jungs bis 36 gereizt hätte. Hat der AS aber die ihm zugedachten drei B, hat er (mindestens) 6 Trumpf, also noch zwei Fehlkarten. Wären das zwei Ka mit dem A, wie sollte dann ein Sieg der Gegenpartei möglich sein? Durch das zwingende Nachspiel eines dritten Kr würde VH zwar seinem Partner das Tr A hochstellen, aber selbst wenn dieses einen Stich mit Ladung macht, hat die Gegenpartei max. 46 Augen liegen. Die reichen nie für einen Sieg, da HH neben der 10 auch den K in Ka führt, also die benötigten 14 Augen in der Farbe nicht fallen können.

Deshalb ist die Karo 10 entbehrlich und hätte geladen werden können. Das Pik A hingegen hat Siegpotential. Bei Ladung von Ka 10 hat die Gegenpartei 23 Augen liegen. Die Frage ist nun, welchen Kr VH bringt. Ich hätte eher den K gespielt, er aber entscheidet sich für das A. Dass dieses vom AS mit einem B verhaftet wird, ist selbstverständlich. Dass er anschließend zweimal von oben hinlangen muss, um nicht wieder in der Mitte von Kr K gequält zu werden, ist auch logisch. Auf den danach folgenden Trumpfstich von HH kann VH übrigens machen, was er will, die Gegenpartei gewinnt bei richtiger Fortführung immer.

Schmiert er Ka A, hat sie 45 Augen und HH muss nur noch Pik Ass spielen. Setzt er die blanke Pik 8 weg, ist Pik Ass ebenfalls Pflicht. Bei 34 Augen käme jetzt Pik A, Ka A, Pik K = 60. Auf die 10 muss HH jetzt freiwillig verzichten, da er bei Ka-Ausspiel den Partner zu dem Fehler verleiten könnte, den K mit dem A rauszunehmen. Hätte der AS die Ka D gedrückt, bliebe die Gegenpartei dann selbst mit der rausgeschnittenen Pik 10 bei 59 kleben, da kein Bild mehr drin ist.

Ein bisschen komplizierter wird es noch, wenn VH Kr K buttert. Denn nun muss bei 38 Augen der Ka-Zwischenzug her. Diesen Ka K wiederum muss VH verweigern!! Der AS müsste trotzdem stechen und Pik spielen. Wichtig ist jetzt, in jedem Fall den ersten Stich laufen zu lassen. Auch wenn der AS die 10 vorspielen sollte!!! Denn mit A und 10 Pik wären es 59 Augen, nur mit dem anschließend folgenden K und den beiden Assen hätte die Gegenpartei die 60er Hürde erfolgreich gemeistert.

P.S. Nachdem HH in diesem Spiel Pik A geladen hatte, war es zugunsten des AS entschieden. Das aber konnte VH nicht wissen. Auf den dritten Trumpfzug des AS, den HH mit dem A mitnahm, buttert er Ka A. Damit macht er sich der gleichen Fahrlässigkeit schuldig wie HH. Er schmiert ein ungeklärtes A mit Siegpotenzial. Denn hätte MH jetzt die Ka 10 besetzt gehabt, hätte VH ihm das Spiel geschenkt.