Spiel der Woche - KW 18

Gegenfarbe beim Farbspiel

Bisher wurde das Thema des Anzeigens der Gegenfarbe hauptsächlich bei Grands behandelt (wer das Motiv der Gegenfarbe nicht kennt, kann hier in der Skatschule nachlesen, was damit gemeint ist). Dass es jedoch auch bei Farbspielen sinnvoll angewendet werden kann, dafür ist das heutige Spiel der Woche ein schönes Beispiel. Allerdings keines mit Happy-End für die Gegenpartei, da VH nicht auf die Spielweise seines Partners reagierte. So muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, dem Alleinspieler sein Spiel geschenkt zu haben.

Doch der Reihe nach. Die gebotenen 18 von MH hielt VH noch, bei 20 aber ging er passen. Da auch HH nicht weiter reizte, nahm MH den Skat auf und war über Ka 7 und He 8 wenig amüsiert. Sein ausbaufähiges Blatt war mit einem Schlag zu einer fürchterlichen Gurke mutiert. Er drückte Kr 10 und He D und musste auf eine gute Sitzung und einen günstigen Spielverlauf hoffen. Ein Blick auf die Kartenverteilung verrät uns jedoch, dass VH vier Trümpfe führte, ein Umstand, der MH nicht gefallen konnte.

Allerdings durfte er bei dem Beiblatt von VH hoffen, dass dieser Ka Ass ausspielt. Denn mit zwei einmal besetzten Assen und einer einmal besetzten 10 hatte er ein wahrhaft schweres Anspiel. Am liebsten hätte er vermutlich Trumpf geöffnet, um erst mal Informationen vom Partner zu sammeln. Ein Trumpfausspiel kann aber auch fatal sein, wenn der AS mit drei Buben (die VH ihm bei seinen drei Fehlvollen und dem Tr A schon zutrauen sollte) den Braten riecht und nicht mit einem Buben steigt (der Spielzug ist keineswegs absurd!!!). Denn dann wäre das Tr A von VH futsch.

Also beißt er in den sauren Apfel und spielt ein Ass aus. Zum Pech des AS aber erwischt er das Kr A. Wobei niemand weiß, ob es Zufall war, dass VH sich für Kr A entschied. Denn bei einer 20er Reizung ist es nicht unmöglich, dass MH eigentlich einen besseren Ka als Pik hätte, diesen aber nicht mehr spielen kann. Mit Kr A hat er also um eine Nuance bessere Chancen, nicht die lange Farbe des AS zu treffen. Und tatsächlich, Kr war Schuss. Der AS durfte sich somit ein A einverleiben, was ihn aber sicher nicht in Euphorie versetzte.

Er sticht mit der D, nicht mit der 10. Ein starker Spielzug, der sich die Option offenhält, bei ungünstiger Trumpfverteilung das Tr A am Spielende mit einer Gabel anzugreifen. Das anschließende Wegducken des Pik B war ein erstes Zeichen, dass tatsächlich einer der Kontrahenten vier Trumpf haben könnte. Die Gewissheit bekam MH, als HH auf den folgenden Ka B den Ka K schmierte, den VH mit dem Kr B festhielt.

So stark übrigens der Abstich mit Tr D war, so schwach war das Ausspiel von Ka B. Denn dieser klärt den bis dahin unwissenden HH-Spieler endlich auch über die Trumpfverteilung auf. Er weiß nun, dass der AS mindestens drei Buben hat (sein Partner kann höchstens des Kr B führen). Und daraus kann er den Schluss ziehen, dass sein Partner wohl nicht fünf Tr dagegen hat. Für ihn spricht nach dem Spielverlauf alles dafür, dass der AS sechs Trumpf hat und sein Partner mit vier Tr incl. Kr B und einem Vollen dagegensteht. Hätte MH den He B gespielt, könnte HH die Trumpfverteilung weit weniger sicher zuordnen.

Doch nochmal zurück zum dritten Stich. Manch einer mag denken, dass es ein Fehler ist, den Ka B rauszunehmen. Ich bin nicht dieser Meinung. Denn ein weiteres Ducken löst das Problem von VH nicht. Sein Tr A ist nach wie vor gefährdet, er schenkt dem AS die vier Augen seines Partners und gibt ihm die Möglichkeit, das Spiel in seinem Sinne weiter aufzuziehen. Letzteres kann zwar auch ein Nachteil für den AS sein, muss es aber weiß Gott nicht. Deshalb hätte ich den Ka B auch mitgenommen.

Wir sind nunmehr an der entscheidenden Stelle des Spiels angekommen. Denn jetzt kann VH viel mehr über die Kartenverteilung wissen, wenn er den Ka K seines Partners richtig analysiert. Diese Wimmelung war ein überaus starker Spielzug von HH. Das ungeklärte He A zu laden, ist – nachdem Kr schon Schuss war – natürlich ein Tabu, aber mit Ka K hilft er seinem Partner weit mehr, als wenn er den Kr K geschmiert hätte. Beim Kr K hätte VH weiterhin im Trüben fischen müssen, der Ka K ist dagegen ausgesprochen redselig.

VH muss nun davon ausgehen, dass der AS die Kr 10 gedrückt hat. Er weiß weiterhin, dass sein Partner die Ka 10 nicht hat und er kann zumindest mutmaßen, dass der Ka K auch die Anzeige des He Asses mittels der Gegenfarbe ist. Wenn er sich jetzt noch vergegenwärtigt, dass er sich gegen die Gabel des AS in Trumpf kaum wehren kann, gibt es nur noch einen möglichen Spielzug, der den Sieg bringen könnte. Er muss darauf hoffen, dass sein Partner tatsächlich mit dem Ka K das He Ass anzeigen wollte und die He 10 auf den Kopf spielen.

Seine stattdessen gespielte Kr 8 war eine überaus schwache Karte. Der AS sah natürlich sofort seine Chance, sich neben dem Tr A auch noch ein He Volles einzusaugen und warf die blanke He 8 ab. Bei 29 liegenden Augen würde es ihm immer reichen, sich zwei Volle von den Gegnern zu sichern. Mit seiner Tr 10 und seinem B käme er so auf mindestens 62 Pkt.. Die Ka 10 hatte er längst abgeschrieben, sie dient nur noch als Druckmittel. Denn will VH Tr A retten, muss er dafür auf Ka 10 verzichten. Mit dieser aber hätte der AS auch gewonnen.

Nach Kr 8 war das Spiel für die Gegenpartei unwiderruflich versaut. Am Ende zeigte sich MH sogar noch gnädig. Wenn er im achten Stich auf das Tr A verzichtet und seine Ka 10 absetzt, hat er anschließend Rest und bekommt statt der 66 sogar 80 Augen. Diese Vorführung konnte er seinen Kontrahenten jedoch problemlos ersparen, mit dem Spielgewinn war er auch so gut bedient.

Bleibt nur noch aufzuklären, wie das Spiel weitergelaufen wäre, hätte VH die He 10 ausgespielt. Denn selbst dann wäre das Spiel für die Gegenpartei keinesfalls ein Selbstläufer gewesen. Sie hätte mit den 21 Augen in He jetzt 29. HH sollte nun den He K nachspielen, den VH mit der 7 bedient. Wirft der AS jetzt ab, ist die Spielfortführung für HH (nicht zuletzt aufgrund des verräterischen Ka B im dritten Stich) vergleichsweise leicht. Er muss jetzt davon ausgehen, dass sein Partner in Trumpf ein Problem hat. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als VH auf Ka A zu stellen.

Bei 33 liegenden Augen wird er also einen Zwischenzug mit einem Kr Bild machen. Wirft der AS wieder ab, folgt Ka D und tot. Sticht er mit der Lusche, regelt VH den Rest. Er wird nun gewiss nicht auf Ka schneiden, sondern dem AS gern die Ka 10 schenken, um mit dem Tr A dessen Tr 10 zu fangen. Das kann der AS zwar verhindern, indem er die Ka 10 vorspielt (wenn er auf He K nicht die 7, sondern die 9 abgeworfen hat!!!), aber auch dann reicht es für die Gegenpartei. Sie stünde jetzt auf 57 und auf Ka 8 und 7 kann HH noch Kr K buttern.

Schwerer macht der AS den Gegnern das Spiel, wenn er He K klein sticht und nun die Ka 9 öffnet. HH muss daraufhin die blanke D legen und hätte eine schwere Spielfortsetzung, wenn VH nicht das Ass rausnimmt und Ka zurückbringt. Da er jedoch sein Dilemma in Trumpf sieht, sollte es für ihn nicht mehr schwer sein, so zu agieren. Der AS müsste anschließend die Ka 8 ducken und die 10 auf die folgende Kr Lusche absetzen. Dann aber kann HH seine beiden Kr Bilder für 60 laden. Egal, wie der AS agiert, die Gegenpartei hat immer einen Pfeil mehr im Köcher (auch bei Abstich von He K mit Tr 10).