Spiel der Woche - KW 19

Was Großmütter mit Skat zu tun haben

Das heutige Spiel der Woche ist eigentlich gar kein Spiel der Woche. Es wurde zwar gespielt, aber ich werde keinen einzigen Spielzug kommentieren. Das wäre auch eine Veräppelung der Woche, denn es handelt sich um eine Oma, wie sie im Buche steht. Aber selbst solche Oma’s können manchmal Anlass geben, einige Worte darüber zu verlieren. Und es würde mich nicht überraschen, wenn speziell der ein oder andere Nicht-Profi-Spieler hinterher sagen wird, dass er bei dieser Oma nicht alles richtig gemacht hätte.

Es geht bei dem Spiel um das Drücken. Da ungewöhnliche Texte manchmal ungewöhnliche Maßnahmen erfordern, möchte ich den geneigten Leser bitten, doch erst mal die Lektüre abzubrechen und sich das Blatt von MH anzuschauen. Die Frage, die ihr euch vor dem Weiterlesen stellen solltet, ist, ob ihr das Spiel auch so gedrückt hättet und wenn nicht, welche Karten ihr alternativ in den Stock gelegt hättet.

So, nachdem nun hoffentlich jeder weiß, was er gedrückt hätte, um den Grand möglichst sicher im Schneider zu gewinnen, möchte ich euch zunächst mal eine weitere Frage stellen. Geht es denn beim Drücken überhaupt nur um den Schneider? Anders gefragt, ist das Spiel überhaupt theoretisch, also bei jeder Kartenverteilung unverlierbar? Wenn eine solche Frage gestellt wird, ist sie zu 90 % mit nein zu beantworten, sonst würde sie niemand stellen. Dieses Monsterspiel gehört zu den 10 %, wenn ihr es so drückt, wie MH es getan hat. Aber es steht immerhin auf 59 für die Gegenpartei.

Dafür ist folgende Verteilung notwendig: VH muss alle sechs verbleibenden Herz und die drei Pik führen, HH muss die beiden Karo Vollen haben und den Karo Buben. Der Rest ist belanglos. Der Spielverlauf wäre dann: Eröffnung He 10, He A, Ka B. Die Gegenpartei hat 23 Pkt.. Einschub in Kreuz. Wenn der AS nun seine Kreuz abspielt und anschließend den Pik K zieht, buttert HH das Ka A und VH nimmt Pik A raus. Macht 49 Punkte. Und nun fehlt der Gegenpartei ein fünftes Ass, um dem AS mit dem Ausspiel von Herz nun Schach matt sagen zu können.

Ist aber trotzdem eine Menge Holz für ein Spiel, bei dem man doch eigentlich nur darüber nachdenken wollte, wie man am besten Schneider spielt, oder? Doch nun zurück zur Ursprungsfrage. Wie sollte man denn das Spiel stattdessen drücken? Der Ka K ist klar, aber welches muss die zweite Karte sein? Der konstruierte Spielverlauf führt euch auf die richtige Spur. Das He A ist in diesem Spiel nur eines: ein Gefahrenmoment. Es ist überflüssig wie ein Kropf. Ihr braucht in diesem Spiel keinen Einschub. Wenn ihr die vier Pik im Blatt lasst, gebt ihr in der Regel nur einen Stich ab, könnt also mit euren drei Jungs auch in MH nicht zu kurz kommen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie ihr zwei Stiche abgeben könnt.

Die erste ist, dass Kreuz geöffnet und abgestochen wird. So kann die Gegenpartei aus dem Schneider kommen. Ausspiel Kr D, ihr legt den K, Abstich, macht 9 Augen. Wenn jetzt das Pik A nicht blank steht, können die Gegner 31 oder maximal 34 Augen bekommen. Die Alternative für zwei Stiche ist, dass VH alle drei Pik führt und mit Pik losgeht. Schneider frei geht dann aber nur, wenn VH unter dem Ass ausspielt. Eröffnung Pik 9, ihr legt die D und HH sticht. Da ihr anschließend den K anbieten müsst, kann die Gegenpartei so auch 31 Punkte machen. Aber diese Drückvariante ist dennoch die mit Abstand sicherste, um die Gegner im Schneider zu halten.