Spiel der Woche - KW 15

Ein Not- und Lehrgrand

In der Skatschule halte ich im Kapitel Grand oder Farbe ein Plädoyer dafür, eine bessere Farbe dem zwar teureren, aber schwächeren Grand vorzuziehen. Der entscheidende Grundsatz dabei ist, dass man kein oft gewonnenes Spiel zu einem häufiger zu verlierenden machen sollte. Dabei schränke ich jedoch ein, dass manche Spiele als Grand leichter zu gewinnen sind. Ein solches Spiel möchte ich euch heute im Spiel der Woche präsentieren (Das ist nicht das erste Spiel dieser Art in unserer Rubrik. Ein weiteres findet ihr hier).

MH meldet mit einem ausbaufähigen Blatt schwache 18 und bekommt – wie so oft – prompt das Spiel. Mit dem Ka B im Stock findet er zwar die erhoffte Verstärkung, da die Ka 9 jedoch gar nicht passt, ist das Blatt selbst von halbwegs sicher weit entfernt. Würde er jetzt den He ansagen, wäre es sogar, speziell in der furchtbaren MH, überaus schwach. Dieser He wäre ohne den Doppelläufer in Pik kaum zu gewinnen. Steht Pik jedoch 2/2, ist ein Grand bei richtigem Vortrag fast unverlierbar.

Beim Grand aber braucht der AS den Doppelläufer längst nicht immer. Sind die Buben verteilt, hat er ebenfalls allerbeste Chancen und selbst wenn weder die Buben noch die Pik kommen, hat er noch lange nicht verloren, wie das Spiel eindrucksvoll belegt (auch wenn die Gegenpartei die Chance hatte, das Spiel umzudrehen). Ein Blick auf die tatsächliche Kartenverteilung genügt, um deutlich zu machen, dass der AS dagegen bei einer Herz-Ansage fürchterliche Prügel bezogen hätte.

MH macht also das einzig Richtige und tauft den Grand. Die Spielansage ist für einen erfahrenen Spieler vergleichsweise leicht, weit schwerer ist die Entscheidung, wie am besten zu drücken ist. Im Wesentlichen ist die Frage zu beantworten, ob man besser beide bestellten 10en bunkert oder sich eine Farbe freidrückt. Die dritte Möglichkeit, sich das He A blank zu stellen, halte ich für extrem spekulativ und deutlich schwächer. Ich würde sie nur in Erwägung ziehen, wenn ich genau wüsste, dass VH ein schwacher Spieler ist, der beim Grand grundsätzlich ein Ass ausspielt, wenn er eins führt.

Welche der beiden anderen Varianten ihr vorziehen solltet, ist schwer zu sagen. Vielleicht wäre dem nicht ganz so versierten Spieler anzuraten, lieber 20 Augen zu drücken, weil sich das Spiel nun leichter spielt. Ein sehr guter Spieler dagegen wird unter Umständen die andere Variante vorziehen, da er mit ihr flexibler gegen unliebsame Kartenverteilungen agieren kann. Unser Spieler gehört zu den Besten und drückt die beiden Karo. Bei dieser Kartenverteilung lag er damit eindeutig richtig. Mit 20 gedrückten Augen wäre er wohl zweiter Sieger geworden.

Die Eröffnung war für ihn jedoch überaus unerfreulich. Auf die Ka 8 blieb ihm gar nichts anderes übrig, als abzuwerfen. Spätestens, nachdem das Ka A von HH rausgenommen wurde, ahnte er, dass sein Grand nun lichterloh brannte. Daran änderte auch der zu erwartende Rückschub nichts, im Gegenteil. Ein Lob übrigens an HH, der nicht den K zurückspielte, sondern die Lusche. So findet er sicher die Übernahme. Der AS setzt nun Pik ab. VH wiederum spielt jetzt He in der Hoffnung, den AS, der ja zunächst He abgeworfen hatte, in sein blankes A einzuschieben.

Dieser Plan aber misslingt, der AS schneidet mit dem K. Seine Hoffnung, dass die Buben kommen, zerschlägt sich jedoch, was den Grand immer hässlicher aussehen lässt. Wenigstens aber kann er sich die Verteilung ganz gut ausmalen. Da VH kaum von der einmal besetzten He 10 ausgespielt haben dürfte, war der Doppelläufer nun ziemlich unwahrscheinlich geworden. Nach dem folgenden Pik-Stich mit zwei Luschen der Gegner, zieht er also He A, um nicht mehr in He eingeschoben werden zu können und dann die Pik 10.

Die stach VH und bot seinerseits He 10 an. Der AS hatte keine Wahl, er musste stechen und hoffen, dass HH nicht die letzte im Spiel verbliebene Lusche hatte, was nach dessen vorigen Abwürfen jedoch unwahrscheinlich war. In der Tat musste dieser ein Bild geben und der Grand war gewonnen. Wie aber hätte die Gegenpartei das verhindern können? Bei Glaskarten wäre das kein Problem gewesen, in dem Fall hätte VH im dritten Stich sicher nicht He geöffnet. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste VH noch recht wenig über das Blatt des AS. Dieser „Fehler“ ist ihm also nicht anzulasten.

Nach dem weiteren Spielverlauf mit dem Kr-Buben-Zug und dem Abspielen der beiden Asse war das jedoch anders. Denn nun konnte er sich die restlichen Karten des AS problemlos ausrechnen. Er musste wissen, dass MH Kr A nicht haben kann, da er ansonsten nach Kr B den Ka B gespielt hätte statt sich freiwillig ein Volles abstechen zu lassen (außerdem gewänne er immer, wenn er Kr A hat). Also sprach alles dafür, dass der AS neben dem Ka B noch die bestellte Kr 10 hat. Hätte er diese mit dem K besetzt, hätte er ebenfalls anders gespielt. Denn nun wäre bei einem Klassespieler der Zwischenzug Kr K obligatorisch gewesen, um sich entweder die 10 hochzustellen oder den zusätzlichen Stich zu machen.

Da aber die Luschen im Spiel erkennbar knapp geworden waren, hätte er mit diesem Wissen die Pik 10 verweigern müssen. Denn er hatte noch eine Lusche zum Abwerfen, die sein Partner nicht mehr haben konnte. Und mit dem Verweigern der Pik 10 hätte er nicht auf ein Volles verzichtet, sondern nur einen Austausch vorgenommen. Statt Pik 10 kriegt die Gegenpartei nun die He 10 nach Hause. Der AS aber hätte das benötigte Bild nicht bekommen.