Als das Skatspiel laufen lernte
Zur Historie des Skatsports
Schätzungen zufolge spielen heute rund 20 Millionen Deutsche Skat. Damit ist der Skatsport in unserem Land unbestritten das Kartenspiel Nummer eins. Doch woher hat es seinen Namen? Wie und wann ist es entstanden? Und wo hat es seine Wiege? Skat1x1 wagt einen kleinen Rückblick in die Geschichte des Skatsports.
Den Namen Scat (damals noch mit c geschrieben) gab es auf jeden Fall schon lange, bevor es das Spiel selbst gab. Der Scat bezeichnete einen Reststapel beim Tarockspiel und wurde vom italienischen Wort scartare (Übersetzt: weglegen) abgeleitet. Um die Entstehung des Skatspiels selbst ranken sich einige Geschichten. Unstrittig scheint dabei nur zu sein, dass es aus den alten Kartenspielen Tarock, Schafkopf und dem heute kaum noch bekannten L’Hombre entwickelt wurde.
Die gängigste Theorie ist, dass erstmals in den 10er Jahren des 19. Jahrhunderts eine Urform des Skats gespielt wurde. Und zwar in der ehemaligen Residenzstadt Altenburg im schönen Thüringen. In diesem beschaulichen Städtchen sollen einige Herren aus der piekfeinen Brommeschen Tarockgesellschaft das neue Spiel zwischen 1813 und 1817 Stück für Stück entwickelt haben.
Oder es war ein Kutscher, der – weitgereist – die Regeln des Spiels einem Mitglied der Tarockgesellschaft verkauft hat. Ist Letzteres richtig, bleibt die Frage, woher stammt der Kutscher und woher die Regeln? Auch darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Die einen meinen, es sei ein Altenburger Kutscher gewesen, eine recht krude Theorie sagt jedoch, es sei ein Saarländischer Kutscher Aus Thüringen gewesen. Die bewusst in fett geschriebenen Anfangsbuchstaben ergeben ein durchaus interessantes Wort, oder? Laut dieser Theorie stamme das Skatspiel aus der saarländischen Stadt Ottweiler und wurde vermutlich von den „Obersten Vier“ erdacht.
Diese Obersten Vier waren vom Fürsten als richterliche und verwaltende Behörde eingesetzt und hatten, da es in der Metropole Ottweiler wohl nicht so viel zu richten und verwalten gab, das Problem, ihre Zeit mit einem amüsanten und standesgemäßen Hobby totschlagen zu müssen. Zugegeben, der Gedanke, das Skatspiel sei von im Dienst am Staate gelangweilten Beamten erfunden worden, hat einen gewissen Charme, ob er jedoch stimmt, sei dahingestellt.
Folgt man dieser Theorie, hat der im Saarland tätige Kutscher diese Regeln in Ottweiler erstanden und sie bei einem Besuch in seiner Heimatstadt Altenburg im Jahre 1813 gegen zwei Schweinsköpfe eingetauscht. Immerhin sind zwei Schweinsköpfe auf dem legendären Denkmal, das dem Skatspiel gewidmet wurde, dem Altenburger Skatbrunnen, zu sehen.
Namentlich erwähnt wurde das Skatspiel erstmals im Jahre 1818 in den „Osterländischen Blättern“, die von Friedrich Ferdinand Hempel in Altenburg herausgegeben wurden. In den 20er Jahren waren es hauptsächlich die Studenten der Universitäten Leipzig, Halle und Jena, die für eine Verbreitung des Spiels sorgten und es auch in anderen Regionen bekannt machten.
Der nächste Meilenstein in der Geschichte des Skats ist erst im Jahr 1886 anzutreffen. In diesem Jahr wurde der erste Skatkongress veranstaltet, auf dem die von Karl Buhle ersonnene Allgemeine Deutsche Skatordnug angenommen wurde. Damit trat erstmals eine einheitliche Regel in Kraft, die dem Wildwuchs verschiedenster Spielarten ein Ende machte. Auf dem Dritten Deutschen Skatkongress 1899 gründete der Altenburger Robert Fuchs den Deutschen Skatverband (DSkV), der bis heute der Dachverband der meisten organisierten Deutschen Skatspieler ist. Als letztes Datum sei das Jahr 1927 genannt, in dem das Skatgericht geschaffen wurde. Wo sonst als in Altenburg, der Stadt, die so untrennbar mit der Geschichte des Skatsports verwoben ist.
Interessant ist auch, wie sich die Regeln von den Anfängen bis heute entwickelt haben. In seiner ursprünglichen Form gab es beim Skat kein Reizen und auch nur ein Spiel. Zwar waren die Buben schon zu den höchsten Trümpfen bestimmt worden, aber der Kartengeber musste immer Alleinspieler sein und die Trumpffarbe war immer Karo. Dies wurde abgelöst durch die Festlegung der Trumpffarbe auf die unterste Karte nach dem Abheben. So hatte der Alleinspieler wenigstens einen Trumpf. Da aber nach wie vor die meisten Spiele verloren gingen – welche Überraschung – ging man schon bald dazu über, die Spieler abzufragen, ob sie die durch Abheben bestimmte Trumpffarbe spielen wollen.
Aber auch diese Regelung hatte nicht lange Bestand. Bereits im Jahr 1817 führte Carl Neefe, einer der Mitspieler der Tarockrunde, die sogenannte Spitzen- oder Matadorenrechnung ein, die später zur Grundlage des für das Skatspiel typischen Ausreizens des Alleinspielers wurde. Dabei wurde schon bald zwischen den Solo- und den Wendespielen unterschieden. Der Herz Solo, ein auch heute noch häufig an Skattischen gehörter Begriff – meinte ursprünglich den Herz aus der Hand – während bei den Wendespielen der Skat aufgenommen und zwei missliebige Karten gedrückt werden konnten.
Die Null- und Grandspiele hingegen gesellten sich erst in späteren Jahrzehnten hinzu. Der Grand jedoch war in seinen Anfängen ein Spiel ohne Trumpf, bei dem die Buben – genau wie bei den Nullspielen – eingereiht waren. Sie wurden in der damaligen Zeit passenderweise Asspiele genannt. Auch offene Spiele und die Ansage von Schneider oder Schwarz haben ihren Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Eine weitere wegweisende Regeländerung, die den Skat immer mehr in Richtung eines Geschicklichkeitsspiels katapultierte, nahm ihren Anfang im Jahr 1935. In diesem Jahr führte der Berliner Otto Seeger das Punktesystem ein, nach welchem der Alleinspieler für jedes gewonnene Spiel 50 Punkte zusätzlich bekommt, während ihm im Verlustfall auch weitere 50 Punkte abgeschrieben wurden. Später erweitert durch die von Johannes Fabian angeregte Regelung, dass auch die Gegenspieler für ein „umgebogenes“ Spiel 30 bzw. 40 Punkte bekommen, hat das Seeger-Fabian-System noch heute Gültigkeit.
Als sich in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts als Ausdruck eines handfesten Richtungsstreits eine nicht ganz kleine Zahl von Vereinen vom DSkV lösten und die ISPA (International Skat Players Association) gründeten, gab es noch einmal für einige Jahrzehnte zwei verschiedene Regelwerke. Diese Fehlentwicklung ist jedoch im Jahr 1999 dankenswerter Weise korrigiert worden. Trotz des Fortbestehens der beiden Verbände haben sie sich auf ein gemeinsames Regelwerk, die Internationale Skatordnung (ISKO) verständigt. Auf das auch in Zeiten wachsender Konkurrenz auf dem Markt für Spiele und Freizeitbeschäftigungen dem Skatspiel eine Chance bleibt, seinen verdienten Platz an der Spitze der in Deutschland gebräuchlichen Kartenspiele zu behaupten.