Ich hab oft gewonnen damals beim Pfennig-Skat
Interview mit dem Skat-Europameister
Bei der diesjährigen Skat-Europameisterschaft im schönen Elsass gab es eine Premiere. Erstmals hatte der Vorrundenerste auch im Finale der besten 16 die Nase vorn. Dieses Kunststück brachte Senad, genannt Eddi, Seferovic zustande. Schon vor Beginn der EM hatte er sich im französischen Seléstat den dritten Platz bei der ersten Online-WM erspielte, anschließend krönte er seine starke Leistung in dem reizvollen kleinen Städtchen nahe Colmar mit seinem ersten Europameistertitel. Für euch erzählt der 37-jährige Hannoveraner, wie es dazu kam und dass auch er klein angefangen hat.
Skat1x1: Hallo Eddi, nochmals herzlichen Glückwunsch zum Europameistertitel. War das bisher der Höhepunkt Deiner Skatlaufbahn?
Eddi: Danke schön. Ja, würde ich schon sagen. Ich war zwar auch schon mal dreifacher Olympiasieger, aber das waren längst nicht so viele Teilnehmer und auch nicht so international, insofern, ja, das war bisher der größte Erfolg dieses Jahr in Frankreich.
Skat1x1: Du zählst seit Jahren zu den anerkannt besten Skatspielern. Das wievielte Finale war das?
Eddi: Das war jetzt bei sieben Teilnahmen das dritte Finale.
Skat1x1: Warst Du vorher schon mal auf dem Treppchen?
Eddi: Ja, 2001 in Ungarn, da war ich dritter. Das war aber am Anfang meiner internationalen Karriere, wenn ich das mal so sagen darf, bei der zweiten größeren Veranstaltung nach Mallorca. Das war übrigens bis zu diesem Jahr mein größter Erfolg, aber erster ist natürlich besser als dritter und das Feld in Frankreich war ja auch sehr gut besetzt.
Skat1x1: Alle Welt nennt Dich nur Eddi, obwohl Du ja eigentlich Senad heißt. Wie kam es zu diesem Spitznamen?
Eddi: Das war mit 11 oder 12. Da hat meine kleine Sandkastenliebe gesagt: „Senad ist zu kompliziert, wir nennen Dich ab heute Eddi“. Und seitdem ist der Name an mir kleben geblieben wie das berühmte Kaugummi an der Schuhsohle.
Skat1x1: Und wie bist Du zum Skat gekommen?
Eddi: Durch meinen Vater. Der hat immer so kleine Preisskate gespielt, auch in der Gartenkolonie. Da habe ich zugeguckt und gemerkt – ich spielte damals schon Schach – das ist auch so ein Spiel mit Vorausplanen, das liegt mir. Dann haben wir in der Schule öfter in den Pausen 1-Pfennig-Skat gespielt und irgendwann mal nach einem Tischtennisturnier hat einer gesagt, „Komm lass uns mal ne Runde spielen, ich spiele in der Skat-Bundesliga“, das klang sehr gefährlich...
Skat1x1: ...allerdings...
Eddi: ... ja, der spielte das auch sehr ordentlich, aber da habe ich gemerkt, so weit entfernt von diesem Niveau befinde ich mich auch nicht. Und dann bin ich mal in diesen Club gegangen und zwei, drei Jahre später durfte ich dann ISPA-Bundesliga spielen. So mit 20 ungefähr.
Skat1x1: Du hast also schon früh gemerkt, dass Du Talent hast.
Eddi: Ich hab oft gewonnen damals beim Pfennig-Skat. Ich hab schon gemerkt, dass ich besser war als die anderen, die mit mir gespielt haben, also musste ich weiterspielen.
Skat1x1: Was würdest Du als Deine größten Stärken bezeichnen?
Eddi: (nach langem Überlegen) Schon meine Disziplin bei größeren Veranstaltungen. Disziplin ist sehr wichtig. Und vielleicht meine Fähigkeit, mitzukriegen, wie Leute passen. Ich spiele ja auch ein bisschen Poker nebenbei und beim Skat gibt es auch so Tells (verräterische Körpersprache, die Red.), dass man dann weiß, dass doch ein oder anderthalb gute Karten im Skat liegen müssen. Das und eben meine Disziplin. Über eine lange Distanz wird ja das Glück immer weniger wichtig und gerade bei langen Veranstaltungen habe ich es doch meistens in die vorderen Bereiche geschafft. Um zu gewinnen, braucht es dann wiederum eine Nuance mehr Glück, denn es gibt ja sehr viele, die das Spiel recht gut können.
Skat1x1: Ich finde es interessant, dass Du so die Disziplin und Menschenkenntnis hervorhebst trotz Deiner bekannt großen spielerischen Fähigkeiten. Das wird sicher auch viele Skatspieler überraschen.
Eddi: Keine Frage, spielerische Qualität muss natürlich auch vorhanden sein. Wo Du das jetzt so sagst, ich erkenne vielleicht ein paar Prozent schneller als die meisten anderen, wie die Karte steht. Ich hab mir über die Jahre gewisse Standards eingeprägt, die für viele andere halt keine Standards sind, aber für mich ist das wie morgens aufstehen und frühstücken. Aber ich bin eigentlich keiner, der über sein eigenes Spiel schwärmen mag.
Skat1x1: Das musst Du auch nicht, Deine Erfolge sprechen für sich. Aber kommen wir noch mal zum Finale der Europameisterschaft. Gab es dort einen Knackpunkt, bei dem Du dachtest, heute ist mein Tag?
Eddi: Ja, sogar zwei. Beim Tischpunktesystem (beim Finale einer EM wird nach Tischpunkten gewertet, d.h. der Tischsieger bekommt 4 TP, der Zweite 3 usw., die Red.) kann man ja nicht immer nur auf Disziplin achten, man muss auch mal ein gewisses Risiko gehen, es ist eine sehr schwierige Taktik. Nachdem ich in der ersten Liste solide 4 Tischpunkte geholt hatte, stand ich vor dem letzten Spiel der zweiten Serie auf zwei, 80 Punkte hinter Wilfried Hermann, brauchte also ein schwarzes Spiel mit zweien, um auf drei zu kommen. Ich hatte auch die zwei besten Buben, er sagt aber 18 und ich hatte nur Ass zu dritt und 10 zu dritt in den roten Farben und zwei Blanke, also kein 33er Spiel. Ich habe lange überlegt, ob ich auf die zwei oder drei Outs gehen soll, hab mich dann aber entschieden: er hat sich gemeldet, Gegenkarte ist einigermaßen vorhanden, Passe. Er hat sein Spiel verloren.
Skat1x1: Und die zweite Situation?
Eddi: Das war in der vorletzten Liste das letzte Spiel. Da hatte Herr Dr. Raddatz wohl die Liste nicht richtig gelesen, was übrigens auch sehr wichtig ist, gerade bei diesem System. Er stand auf drei, hätte einen Null verlieren können und wäre auf drei geblieben, wäre aber mit jedem gewonnenen Spiel an mir vorbeigezogen. Er hat aber gepasst und hätte mit dem Stock ein Spiel mit dreien gehabt. Das war sicher ein geschenkter Punkt und so bin ich halt in die letzte Serie mit zwei Punkten Vorsprung gegangen, noch dazu Head to Head (Kopf an Kopf, die Red.) mit meinem direkten Konkurrenten. Das hat die Sache für ihn natürlich nicht leichter gemacht.
Skat1x1: Offensichtlich nicht. Du hast ja dann auch das Rennen gemacht. Ein anderes Thema: Du spielst diese Saison erstmals für unser Berliner Team Euroskat.com. Neue Ziele?
Eddi: Ich war ja mit meinem alten Team (Forellenasse Montabaur, die Red.) drei Mal in Folge Deutscher Mannschaftsmeister (der ISPA, die Red.), ich glaube das ist bisher einmalig. Aber es gab ein paar menschliche Probleme. Im neuen Team gibt es sehr sympathische und dazu auch spielerisch starke Leute. Es ist sehr gut zusammengestellt. Wir wollen uns in der Vorrunde für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren, und, wenn wir das schaffen sollten, ist alles möglich. Warum soll man nicht auch vier Mal in Folge Deutscher Mannschaftsmeister werden können?
Skat1x1: Das ist ja gleich das höchste Ziel.
Eddi: Ich bin eigentlich jemand, der beim Skat immer das bestmögliche herausholen will. Wenn es dann mal nicht reicht für einen größeren Erfolg, aber jeder sich bemüht hat, diszipliniert gespielt hat, wir gemeinsam Spaß hatten, bin ich auch nicht sauer darüber. Aber bisher sind wir eine sehr gut funktionierende Mannschaft und stehen auf Platz 1 der Tabelle (der ISPA Bundesliga, Gruppe Ost, die Red.). Schauen wir mal, wie’s weitergeht.
Skat1x1: Ich bedanke mich für das Gespräch.